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David Mase. This too shall pass

23.10.2013 - 17.11.2013

Living Studio der Stadtgalerie Klagenfurt, Klagenfurt / Österreich

Der freischaffende Klagenfurter Grafiker und Künstler David Mase zeigt in dieser Ausstellung nicht nur Beispiele seiner Werkserien, die im Vorjahr in den städtischen Ateliers in Paris und Šmartno entstanden sind, sondern gibt auch einen Einblick in jene Stilrichtung, die aktuell sein Schaffen prägt. - Und sie macht auch die Experimentierfreudigkeit des Künstlers deutlich:

Bei „Blinded by the lights“ verwendet David Mase z. B. schwarzes Klebeband als Hauptmaterial. Solche Tape-Bilder sind für die Kunstrichtung STREET ART typisch.... STREET ART ist aus dem GRAFFITI entstanden und verfolgt den Gedanken, Kunst im öffentlichen Raum zu machen. Wobei STREET ART im Vergleich zur Graffiti-Kunst technisch weitgefächerter ist.

David Mase kann sowohl als Vertreter der STREET ART als auch der Graffiti-Szene genannt werden kann. So hat er seine künstlerische Karriere bereits im Alter von
17 Jahren als Graffiti-Sprüher gestartet und ist heute im Kollektiv zusammen mit Michael Groinig, Stefan Pschernig und weiteren Freunden Betreiber der Streetart-galerie ARTLANE wenige Meter von hier in der Theatergasse.

Anfang 2012 verbrachte David Mase zwei Monate im Künstleratelier der Stadt Klagenfurt in Paris. Aus dieser Zeit stammen die Werke Nr. 2 bis 4 in der Ausstellung.
Es ist vor allem die Technik des Scherenschnittes und das Thema „Figuren“, die für den PARIS-Aufenthalt stehen. David Mase zeichnet dabei zunächst das Motiv auf
ein Blatt Papier, scannt dieses ein und verändert es anschließend am Computer.
Mit Hilfe des PCs erreicht er eine pixelartige Aufgliederung der Formen. Das so veränderte Bild wird ausgedruckt und dient als Vorlage, von der David Mase dann letztendlich auf Leinwand oder Kunststoff (wie bei den drei kleinformatigen Arbeiten) – unter Anführungszeichen – „abmalt“. So entsteht ein Werk mit unheimlicher Dynamik, das vom menschlichen Auge erst wieder zusammengesetzt werden muss.

Auf den Computer hingegen ganz verzichtet hat David Mase bei seiner aktuellen Werkserie: Die 4 großformatigen Acrylmalereien (Nr. 7-10) sind mit M, A, S und E betitelt, ergeben so zusammen sein Pseudonym MASE. Er kehrt hier wieder zu seinen Anfängen als Graffitikünstler zurück: Wie in typischen Graffitis verwendet er auch hier BUCHSTABEN als Zeichen, die verschieden grafisch eingesetzt und ausgeformt werden. Die Buchstaben werden dabei ebenso zerschnitten wie auch das Blatt selbst. Das Spielen mit Grafikelementen und der gleichzeitig malerischen Ausformung des jeweiligen Buchstabens ergibt zahlreiche Überlagerungen und Ebenen. Das Bild erhält eine große Tiefe und in seinem ganzen Aufbau entspricht es einem typischen Graffiti. Die 4 Bilder nebeneinander gehängt und betrachtet ergeben ein ganzes, ergeben den gesamten Namenszug MASE. Sie funktionieren aber auch einzeln, für den Künstler ist jedes dieser 4 Bilder ein Einzelwerk.

Die 4 Buchstaben-Einzelbilder finden im großen Werk „Organized confusion“ (Nr. 11) eine Zusammenführung – wurde in den Einzelbildern das Blatt noch entweder waagrecht ODER senkrecht zerschnitten und pro Bild nur EIN Buchstabe behandelt, so zeigt sich hier eine sowohl waagrechte ALS AUCH senkrechte Zerklüftung und das gesamte Wort MASE in EINEM grafisch-malerisches Bild.

In unmittelbarer Nähe zum Werkblock der Scherenschnitte ruht ziemlich ausdruckslos – weil ohne jede nähere Gesichtsphysiognomie – „Disposable Hero X“: Eine Skulptur, die David Mase für diese Ausstellung gemacht hat und die eine Reminiszenz an seine „disposable heroes serie“ von Paris und Smartno darstellt.
„Disposable“ verweist auf das Material der Figuren, denn „disposable“ steht für „wegwerfbar, Papier“. – Paris ist nicht nur die Stadt der Liebenden, sondern auch die Stadt der Obdachlosen: an jeder Straßenecke findet man die Kartonbehausungen der Clochards – oft in bizarrer Nachbarschaft mit den Designshops von Chanel, Dior oder Louis Vuitton. Eine Situation, die auch David Mase nicht kalt gelassen hat. So entstanden zahlreiche Skulpturen aus genau diesem Karton und anderen Wegwerf- und Billigmaterialen. Diese Skulpturen hat der Künstler dann in öffentlichen Abfallbehältern der Stadt Paris platziert: die Reaktionen war so unterschiedlich wie interessant und reichten von Lachen, Erschrecken bis zum Festhalten als „nettes“ Fotomotiv.

Die Serie der „Disposable Heroes“ (an der Fensterseite der Galerie befindet sich dazu eine großformatige Fotodokumentation) führt David Mase dann bei seinem anschließenden Smartno-Aufenthalt vom Mai bis September 2012 weiter: Die Smartno-Heroes setzt er nun aber in die Natur bzw. an den Rand von Straßen der Gegend rund um Smartno. Und auch das Material verändert sich: Holz, Erde – alles, was eben die Gegend so hergibt, wird verwendet. Und so wie seine Figuren in Paris die nächste Müllabfuhr nicht überlebt haben, so machen auch Wind und Wetter ihre Arbeit und vernichten letztendlich alle Heroes auch in Smartno. – Wobei wir damit beim Ausstellungstitel wären:

„this too shall pass = das geht auch vorbei“ ist das Statement des Künstlers zu unserer schnelllebigen Zeit und der Kunst, die sie widerspiegelt. - Es ist aber auch ein deutliches Einsetzen für eine Kunst, die temporär ist: wie etwa Graffiti-Art, die – mit dem Wissen und dem Einverständnis der Künstler – nicht für lange Zeit auf Mauern zu bewundern sein, sondern von Kollegen übermalt oder Opfer von Abbrucharbeiten werden wird. Es ist oft eine Kunst des „Moments“, bei der gerade der Prozess des Entstehens das Wichtigste ist. Es muss nicht immer die ewige Kunst für Museen, für Ausstellungen, für Sammlungen sein – der MOMENT ist wichtig, ja sogar WICHTIGER. Auch David Mase steht für diese „Moment-Kunst“: Als Graffiti- und Streetart-Künstler und als Erschaffer von Skulpturen wie den „disposable heroes“.

Beatrix Obernosterer, Stadtgalerie Klagenfurt


[Quelle: www.stadtgalerie.net]

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zuletzt geändert am 08.01.2014


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