Begleitet war die Eröffnung des Festivals für Gegenwartskunst, das heuer sein 40-Jahr-Jubiläum feiert, von kulturpolitischen Nebengeräuschen. Denn tags zuvor, am Mittwoch, hatte Kulturlandesrat Kurt Flecker (SP) ausgewählte Journalisten zu einer Pressekonferenz eingeladen, bei der das "Feinkonzept" der Regionale vorgestellt wurde. Die Grazer Grünen empfanden die Aktion als "Affront" gegenüber herbst-Intendantin Veronica Kaup-Hasler: Flecker versuche weiterhin, die von ihm initiierte und weit höher subventionierte Regionale "gegen den herbst auszuspielen".
Das biennale Festival für Gegenwartskunst, das erstmals im Sommer 2008 rund um Feldbach stattfinden soll, wird von Intendant Dieter Spath in Zusammenarbeit mit dem Designer Alexander Kada und ehemaligen herbst-Mitarbeitern (wie Kuratorin Alexandra Riewe und Pressesprecher Werner Schandor) als rurales Gegenstück zum urbanen herbst positioniert. Wobei sich die von der Kleinen Zeitung formulierte Frage stellt:"Verträgt die Steiermark zwei Avantgarde-Festivals?"
Die erste Regionale steht unter dem Motto Diwan – Grenzen und Kongruenzen. Sie verspreche, so der Titel einer Presseaussendung von Flecker, "orientalischen Kunstgenuss". Bespielt werden etwa Getreidesilos. Der Orient wird nicht als konkreter politischer oder historischer Raum verstanden, sondern, so Spath, "als weiträumige Projektionsfläche in den Köpfen der Menschen". Es gehe also um konstruierte Bilder, "die wir vom Orient haben". Um die gegenwärtige Stimmung "provokativ" anzuheizen, sucht die Regionale unter anderem einen Bauplatz für eine Moschee.
Nicht ohne Grund fragt sich Kaup-Hasler, die heuer das eminent politische Thema Nahe genug ausgab: "Müssen Grenzziehungen gegenüber einem radikalen Islamismus einhergehen mit einem Pauschalverdacht und einer Abwertung von Kultur und Glauben der friedlich in Österreich lebenden Muslime?" (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 21.09.2007)