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Moira Zoitl. a well spoiled one/eine Wohlverzogene

05.03.2024 - 04.04.2024

kunstraum pro arte, Tennengauer Kunstkreis, Hallein / Österreich

Im Zentrum der Ausstellung a well spoiled one / eine Wohlverzogene steht die gleichnamige Videoarbeit (2021), die sich mit dem Erwerb von Sprache und dem damit verbundenen kulturellen Lernen von Kindern in der Migration befasst. Moira Zoitl untersucht dabei Sprache als System aus gesprochenen, manuellen und schriftlichen Symbolen, mit denen sich Menschen als Mitglieder sozialer Gruppen und als Teilnehmer*innen verschiedener Kulturen ausdrücken.

Das phönizische Alphabet, das als Grundlage für viele weitere Alphabete gilt, fungiert in der Videoarbeit als kapitelgebendes Element.... Es ist der gesetzte gemeinsame Nenner des europäischen sprachlichen Hintergrunds der Künstlerin und der indischen Herkunft ihrer Tochter. Viele der phönizischen Buchstaben haben ihren Ursprung in Bildern und Symbolen, die unmittelbar auf den menschlichen Körper und seine Umgebung verweisen. So leitet sich der Buchstabe Aleph (lat. A) von der stilisierten Darstellung eines Stierkopfes ab, Beth (lat. B) vom Grundriss eines Hauses, Samech (lat. X) von der Darstellung eines Stützpfeilers oder einer (Wirbel-)Säule, oder Ajin (lat. O) von einem stilisierten Auge. Die Buchstaben sind uns demnach eingeschrieben, aus uns heraus entstanden – aus den Bewegungen, Tätigkeiten und Ritualen, die wir tagtäglich performen.



In der seit 2021 fortlaufenden Fotoserie OFF-SET / VER-SATZ verschneidet Zoitl unterschiedliche Figuren miteinander, die im Lernprozess von Kindern als spielerisches Ausdrucksmittel eine wichtige Rolle einnehmen. Die Fotoserie zeigt „Transkulturelle Wesen“ halb Mensch — halb Saurier, halb Kultfigur — halb Plastikfetisch. Neuartige Lebewesen, in denen sich auch immer wieder die vom Menschen gesetzte Grenze zwischen Kultur und Natur auflöst.

Die Videoarbeit muddy wallow [Schlammsuhle] (2024) basiert auf einem Erlebnis in Moira Zoitls Kindheit. Eine vom Sommerregen feucht dampfende Wiese wird zum Schauplatz, an dem eine Reihe von Lebewesen interagieren und in Dialog treten. Das Kind, die Grasnarbe, die Erde, die Stängel beginnen einen vielstimmigen Austausch über ihre prekäre Koexistenz. Die Videoarbeit referiert auf Erfahrungen des Berührens und Berührtwerdens von Natur, dem Kontakt zur Erde, Wettererfahrungen mit der Haut und durch die Haut hindurch. Kindheitserinnerungen, Erlebtes, bei dem die Grenze zwischen der Entität Mensch und der natürlichen Umgebung durchlässig wird. Momente, in denen sich Grenzziehungen auflösen und der menschliche Körper sich auf seine „humane“ Seite besinnt. Denn „Human“ kommt nicht von „Homo“ sondern von „Humus“ wie Donna Haraway schreibt. Dann kann der Mensch aus dem Humus und der Humus aus dem Menschen sprechen. Der Kompost, der Schlamm, die Lacke einen Körper und eine Stimme bekommen.

[Quelle: https://web.archive.org/web/20240301135216/http://kunstraumproarte.com/moira-zoitl-a-well-spoiled-one-eine%E2%80%88wohlverzogene/]

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last modified at 01.03.2024


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