Götz Bury: Präsentation Matthias Hammer. 2000 Matthias Hammer, deutscher Multimedia- und Objektkünstler, ist 1966 in München geboren und absolvierte von 1988 bis 1995 die Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Mkl. Bertoni / Auer). Ihm ist es zu verdanken, daß eine der Schlüsselerfindungen dieses Jahrhunderts, nämlich der Geschmacksverstärker, plastische Form bekommen hat. Ein Produkt, das wohl nicht unverzichtbarer sein könnte, in einer Welt der Überbetonung des guten Geschmackes. Allerdings blieb bisher die Frage unbeantwortet, ob es wirklich nur guter Geschmack ist, der von Geschmacksverstärkern verbessert wird, oder ob nicht auch schlechter Geschmack verschlechtert werden kann. Für Matthias Hammer beantwortet sich diese Frage gleichsam von selbst. Für diese epochale Erkenntnis sind wir ihm zu tiefstem Dank verpflichtet. Matthias Hammer befaßt sich seit Jahren mit Fragen des schlechten Geschmackes, insbesondere in Einrichtungs-und Ausstattungsangelegenheiten. Daneben ist er konsequent bemüht, Erscheinungen zu fördern, die gemeinhin nicht als kunsttauglich anerkannt sind: Banales, Kitsch und Ramsch. Fragen der Alltagstauglichkeit spielen bei ihm immer eine zentrale Rolle, ob er nun Möbelobjekte, Geschmacksverstärker oder Ziergegenstände produziert. Die erwähnten Geschmacksverstärker werden übrigens überall dort plaziert und fotografiert, wo anerkanntermaßen schlechter Geschmack zuhause ist. Ihre Beschaffenheit ist variabel, doch in jedem Fall so, daß sie die besondere Note des Vorgefundenen noch unterstreichen. Dank ihrer vielfältigen Einsetzbarkeit, versprechen sie ein potentielles Massenprodukt, ein echter Kasssenschlager zu werden. In Anlehnung an amerikanische TV-Verkaufsshows produzierte Matthias Hammer ein täuschend echtes Video-Imitat, in dem er ausschließlich Geschmacksverstärker feilbieten läßt. Die Kunst Matthias Hammers droht, aus traditionellem Blickwinkel, permanent ins Bodenlose abzurutschen, weswegen seine Produkte für sensible Kunstkenner eher nicht zu empfehlen sind.