Interview Was reizt Sie an der Kunst, Herr Hopper? FAZ.NET 01.06.2001 Dem Film- und Fernsehpublikum ist Dennis Hopper als Schauspieler und Regisseur vertraut. Dass der "Easy Rider" sein Motorrad auch gegen Fundstücke für Assemblagen und die Fotokamera austauschen würde, wussten nicht viele Europäer. Schon in den 60er-Jahren gehörte der Amerikaner zum innersten Kreis der Kunstszene an der West- und Ostküste. Jetzt kam Dennis Hopper selbst nach Wien, um im "Museum für Angewandte Kunst" eine große Retrospektive mit eigenen Filmen und Fotos zu eröffnen. Eine gute Gelegenheit für FAZ.NET, den Schauspieler als Künstler zu befragen. Herr Hopper, viele Ihrer Kunstwerke entstanden in den 60er-Jahren. Was war das für ein Jahrzehnt für Sie? Von 1961 bis 1968 konnte ich keine Filme drehen. Ich stand auf der Blacklist Hollywoods, war gesperrt. Die Kunst bot mir eine Ausdrucksform und die Möglichkeit weiter zu arbeiten. Film und Kunst - wie finden diese beiden Bereiche in Ihrem Werk zusammen? Die gesamte bildende Kunst im letzten Jahrhundert ist mit Filmen verbunden, gleich, ob künstlerische oder kommerzielle Produktionen. Ich habe mir viel europäisches Kino angeschaut, Ingmar Bergmann, Rosselini, Bunuel, aber auch Kurosawa. Es gibt keine klare Grenze zwischen Film und bildender Kunst. Das gilt auch für die Fotografie. Es dauerte lange, bis Fotografie erstmals als eigenständige Kunst anerkannt wurde. Man Rays Arbeiten wurden in den 50ern nur in Hinterzimmern gezeigt. In den 60ern konnte ich nur meine Assemblagen mit Fotografie ausstellen, es war ein langer Prozess. Aber damals wurden viele Grenzen aufgebrochen, durch Andy Warhol oder Kienholz, Jim Dines Happenings, Rosenquists Bilder, die auf den Fußboden herunterhingen und Roy Lichtensteins Comicbücher. In diesem Kontext sind Film und Kunst für mich absolut gleichwertig. Aber aus der Sicht des Publikums sind es stark getrennte Bereiche. In Ihrer Ausstellung hier in Wien werden die Besucher von einer riesengroßen Plastikfigur begrüßt - was interessiert Sie an diesem Objekt? Dies ist ein großer Kerl, der Benzin verkauft. Draußen steht der andere, als Mexikaner verkleidet. Ich lebe in Los Angeles und mich verbindet eine Hassliebe mit dieser Stadt. Ich fahre da herum, schau' auf die Mauern, sehe Rothko-ähnliche Muster, sehe abstrakten Expressionismus, aber auch eine krasse Kommerzialisierung. Auch meine eigenen Filme sind Hollywood- Produktionen. Diese Kerle und die Filmkulisse hier erinnern an eine von Autos beherrschte Kultur, die im Vorüberfahren erlebt wird und an ihre Produktionsbedingungen. In "King Part Bust Trap" verbinden Sie erstmals Ihren Film "Colours", der von Rassenkonflikten handelt, und Ihre Malerei in einem einzigen Werk. "Colour" ist der erste Film, in dem ich nur Regie führte und nicht selbst mitspiele. Ich saß da und hatte diese digitale Kamera, aus der all die kleinen Fotografien direkt herauskamen. Mich erinnerten die Fotos an Gerhard Richters Bilder über die Baader-Meinhof-Gang und ich beschloss, sie für ein Bild zu benutzen. Glauben Sie, dass Ihre Ausstellung auch von Ihrer Person als Filmstar lebt? Ich bin kein Filmstar. Ich bin ein Filmschauspieler. Ich spiele meistens den zweiten oder dritten Kerl, meistens einen Bösen, manchmal sterbe ich schon im zweiten Akt. Sicherlich bin ich hier auch als Schauspieler. Aber ich hoffe sehr, dass jeder begreift, dass ich auch ein Künstler bin. Ich liebe die Malerei, die Farben und kann damit nicht aufhören! Ich bin ein Schauspieler, der immer mit und in der Kunst gelebt hat - auch wenn ich bisher kaum etwas verkauft habe. Deswegen steht neben allen Werken "im Besitz des Künstlers". Das Gespräch führte Sabine B. Vogel.