Götz Bury: Präsentation David Ebmer. 03.2000 Poker ist ein gefährliches Spiel, wie man hört, und echte Männer können da viele Dollars verlieren und mitunter ein Pferd oder auch das Leben. David Ebmer verliert auch manchmal beim Poker, aber nicht seine Hosen, sondern seine Zeichnungen. So vor nicht allzu langer Zeit bei Ester Freund in der ehemaligen Pakesch Galerie, wo er sich mit ein paar Freun-den traf, um eine Runde Kunst-Poker zu spielen. Hierbei wurden während des Spiels Zeich- nungen maßgefertigt, die vorwiegend unter der Rubrik "nicht jugendfrei" liefen und anschliessend verspielt. Nicht immer waren sie frei von Assoziationen an Männertoiletten. "Machokunst" ist die Spezialität von David Ebmer, der 1971 in Steyr geboren wurde, und selbst auf den ersten Blick keinen klassischen Macho abgibt. Mit seinem Eintreffen in Wien (1990) wurde er umgehend Teil der Szene und war überall mit dabei, wo sich etwas Interessantes abspielte. Nebenbei studierte er auf der Hochschule für Angewandte Kunst Malerei, bei Christian Ludwig Attersee. Seine erste Ausstellung hatte er 1993, unter dem Titel "Rucksacktouristenzyklus", bei Kurt Kalb in der Bäckergasse. Der oben erwähnten Pokerrunde gehörten übrigens auch Jack Bauer, Christoph Gantner und Anton Herzl an, die dann ebenso, wie der Ateliergenosse Ronald Kodritsch, bei Viktor Bucher in der Praterstraße gelandet sind. Selbst wenn er zu Beginn nur so "mitgerannt" ist, wie er sagt, und ohne großes Zutun überall mitmischte, stellt er heute sein eigenes Wollen ganz in den Vordergrund der Arbeit. Seine Palette reicht von Lesungen eigener Gedichte oder banaler Texte, über Zeichnungen, Gemälde, Fotografien, bis zu Performances und Installationen. Es steht bei ihm immer sehr stark die Wechselwirkung mit dem Publikum im Vordergrund. Etwa, wenn er eigene Texte und Gedichte in, wie er es nennt, "rock and roll"-Manier vorträgt oder vortragen läßt, und dabei Geräusch- und Klangkulissen zum Einsatz bringt. Hierbei interessiert ihn insbesondere die Wechselwirkung zwischen Interpret und Publikum, wobei der Vortrag auch gesungen sein kann, oder einfach improvisiert. Er selbst hält sich für einen romantischen Troubadour und seine Arbeit für Minnedichtung. Zu Texten und Gedichten finden sich auch immer, zum Teil mehrdeutige Zeichnungen, die einen Hauch von Heldensagen ausstrahlen, insofern, als sie voller Gewaltphantasien und Männerabenteuer sind, neben romantischen Ideen und Idealen. Die Kontraste sind es, zwischen Zärtlichkeit und Brutalität, zwischen rot und grün, zwischen Haß und Liebe, die thematisiert werden. Sehr viele Zeichnungen entstehen so und werden als Radierung oder im Original zu Büchern gebunden, in der Reihenfolge ihrer Entstehung. Viel Pornographisches findet sich da, erschreckende Männer, vergewaltigte Frauen. Kindheitsalpträume von Macht und Ohnmacht. Ein Buchprojekt nennt sich "Erschrockene Gesichter", das aus einer Serie von Kartoffeldrucken besteht. Dabei wurden möglichst große Kartoffeln im Querschnitt, mit schwarzer Farbe, gedruckt. Das verwendete, sehr zarte Japanpapier steht zu Technik und Ästhetik sehr stark im Kontrast. Auf der Titelseite pflügt ein düsterer Monster-Traktor einen Acker. In einem anderen Buch hat sich David Ebmer des Vollbartes angenommen, jenem dunklen, undurchdringlichen Gebilde, hinter dem sich verschlossene Männer verbergen. Die Zeichenarbeit verläuft hier wie ein "Abenteuer", insofern, als zu Beginn nur das Thema bekannt ist, und sich sie Blätter nach und nach füllen, und wie im Verlauf eines Traumes sich überraschende Assoziationen einstellen können, die vom expressiven Vollbart zur welligen Struktur, aber auch zu Hexenproben oder zum heiligen Christopherus führen können, dessen fransenbärtige Hilfsbereitschaft ja schon immer suspekt war. "please - thanks" heißt ein Performanceprojekt, das offensichtlich auf gewisse normierende Erziehungsziele anspielt. Hier wurden alle lieferbaren Titel des Plattenhandels, die entweder mit "please" oder "thanks" beginnen herangezogen und abwechselnd von zwei Interpreten, in alphabetischer Reihenfolge vorgetragen, -gesungen, oder wie auch immer gebetet oder rezitiert, dazu sphärische Klänge moduliert. Ein Mitschnitt ist auf CD lieferbar. Eine starke Protesthaltung finden wir bei David Ebmer, innere Widerstände gegen männliche Dominanz, aber auch, kontrastierend dazu, die Verherrlichung echter Männerfreundschaft und männlicher Statussymbole. Die Überbetonung des Sexuellen, in Bild und Sprache, gepaart mit einem skurrilen Humor, verbindet ihn mit seinen oben erwähnten Künstlerkollegen.