Das Art Forum Berlin wird immer internationaler FAZ.NET 2. Oktober 2001 Galerien aus 28 Ländern beteiligen sich an der diesjährigen internationalen Messe für Gegenwartskunst "Art Forum Berlin". Trotz der Terroranschläge in den USA sollen weniger als fünf Prozent der Aussteller abgesagt haben. Die weltweit erste Kunstmesse nach den Terroranschlägen bedeute einen "Schritt zurück zum Leben, zu dem auch die Kunst gehört", so die Projektleiterin der veranstaltenden European Galleries, Sabrina van der Ley. Die Ergebnisse der ersten Auktionen, die Mitte September im Dorotheum in Wien und bei Lempertz in Köln stattfanden, sprachen noch eine andere Sprache. Gerade Lempertz setzte bei seiner Spezialauktion mit Fotografie auf amerikanische Käufer und hatte die Sammlung deswegen auch in New York vorgestellt. Sechs Tage nach den Verwüstungen in New York und Washington blieben diese aus. Auch beim Dorotheum, das eben an den Internet-Versteigerer OneTwoSold des Kronen Zeitungs-Erben Christoph Dichand privatisiert wurde, wollte sich keine Kauflust einstellen. Gemeinschaftsstände Ob das sechste Art Forum von diesen Erschütterungen betroffen sein wird, bleibt abzuwarten. Mit der Konzentration auf den Nachwuchs hat sich die immer noch "Neue" im Reigen der großen etablierten Kunstmessen einen eigenen Raum erobert. Vergleichbar ist sie allenfalls mit der "Armory Show" in New York. Alle anderen Messen zeigen Kunst aus dem gesamten 20. Jahrhundert. Das Art Forum war 1996 als kritische Antwort auf die etablierte Kunstmesse in Köln ins Leben gerufen worden. 14 Galeristen hatten den Mut sie aufzubauen. Nach sechs Jahren geben sie ihr Kind jetzt aus den Händen. Die European Galleries lösen sich auf, die Berliner Messegesellschaft wird die Verantwortung übernehmen und für finanzielle Stabiltät garantieren. Zu den besonderen Angeboten des Art Forum gehören seit vergangenem Jahr Gemeinschaftstände. Als Trendsetter erwies sie sich in den Konzeptpunkten a. weniger Galerien, b. höhere Wände und c. kürzere Laufzeit. In diesem Jahr liegt der Fokus noch stärker auf der zeitgenössischen Kunstproduktion der letzten drei bis fünf Jahre. Die Bezeichnung "Junge Galerien" wurde durch den Sektor "Project Spaces" ersetzt. Reserviert sind sie als günstige Stände für kommerzielle Galerien aus Osteuropa und für von Künstlern geführte Projekträume. Preise bis zu 30.000 Mark Das Preisspektrum der Angebote reicht von 1,60 Mark für Objekte aus dem "1. Fachgeschäft für Nichts" des Hamburger Künstlers Torsten Haake-Brandt bis zu 320.000 Mark (rund 163.600 Euro) für eine Skulptur des Briten Tony Cragg. Die meisten der Arbeiten, die auf dem Art Forum angeboten werden, übersteigen allerdings nicht die Verkaufssumme von 30.000 Mark. Eine Stärke des Art Forums ist die internationale Ausrichtung. In diesem Jahr erhöhte sich der Anteil ausländischer Galerien auf fast zwei Drittel. Erstmals sind Galeristen aus Japan, China, Israel und Island dabei. Dennoch bestätigt der Länderproporz wieder, dass Nordamerika dem deutschen Kunstmarkt viel näher liegt als die räumlichen Nachbarn Polen, Tschechien oder Russland. Neben täglichen Diskussionen in der "Talk-Lounge" zu aktuellen Themen wie "Europe United - Die zeitgenössische polnische Kunstszene" (am 4. Oktober) oder "Kulturbauten - Architekturvisionen für das 21. Jahrhundert" (am 5. Oktober) erwarten die Gäste auch Performances. Der Mexikaner Carlos Amorales lädt unter dem Titel "Ball Game" zu einem Soft-Ball-Spiel mit einem kleinwüchsigen Tänzer ein. Text: @koe