PRESSEMITTEILUNG - SEPTEMBER 2005 Vortragsreihe im Künstlerhaus Stuttgart ORTE DER PRODUKTION – Arbeit und Subjektivierung im Postfordismus sechs Vorträge, 4. Oktober bis 8. November 2005, jeweils Dienstag Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 3 Euro / Mitglieder des Künstlerhauses frei eine Initiative von Ronald Kolb und Volker Schartner, Mitglieder und Atelierstipendiaten des Künstlerhauses Vom 4. Oktober bis 8. November findet jeweils dienstags im zweiten Stock des Künstlerhauses Stuttgart die Vortragsreihe "Orte der Produktion" statt. In sechs Vorträgen geht es um das Thema Arbeit. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehen dabei Anforderungen und Versprechen, die gegenwärtig an Arbeitende herangetragen werden. Angelehnt an den französischen Philosophen Michel Foucault kann man hier von Formen des Regierens sprechen, die Verhalten und Selbst- verständnis der Arbeitenden bestimmen. Zwei Entwicklungen tragen dazu bei, dass es in diesem Zusammenhang derzeit zu grundlegenden Veränderungen kommt. Zum einen ist es das Entstehen einer sogenannten Informations- und Dienstleistungsgesellschaft. Arbeit ist nicht mehr in erster Linie materielle Produktion, sondern zunehmend Organisation des maschinell ausgerichteten Produktionsablaufes, Distribution von Waren sowie Erzeugung und Befriedigung von Bedürfnissen. Angesichts dessen gewinnen soziale und emotionale Kompetenzen, „soft skills“, wie Kommunikations- und Teamfähigkeit, Lernbereitschaft und Kreativität an Bedeutung. Zum anderen ist es die mit der Globalisierung einhergehende Liberalisierung von Beschäftigungsverhältnissen, die eine neue Situation für Arbeitende herbeiführt. Temporäre Arbeitsverträge, Mehrfachbeschäftigungen, Flexibilisierung der Arbeitszeit, Privatisierung solidarisch finanzierter Sozialleistungen verlangen vor dem Hintergrund zunehmenden Konkurrenzdrucks nach Selbstverantwortung und Selbstoptimierung. In den sechs Vorträgen werden Aspekte dieser Entwicklungen aus soziologischer, kultur- und medientheoretischer sowie kunsthistorischer Perspektive besprochen. Michel Foucaults Begriff „Gouvernementalität“ dient dabei als Ansatzpunkt, um die Produktion von Subjektivität innerhalb von Arbeitsbedingungen zu beschreiben und zu analysieren. Die Vortragstermine sind: 04.10. Ulrich Bröckling: Über Kreativität. Ein Brainstorming. 11.10. Johanna Riegler: Abgeschirmtes Tun: Von der Arbeitskraft zum Selbstvermögen. Anmerkungen und Bilder zu einer Kulturökonomie der Arbeit. 18.10. Wilhelm Beermann: Soziale Kontrolle in der Network Society. 25.10. Aldo Legnaro: Die Arbeit am Vergnügen – das Modell Disneyland. 01.11. Tanja Widmann: Gesprengt und vergrößert. Das künstlerische Subjekt als Produkt der Arbeit. 08.11. Helmut Draxler: Die Arbeit des Schreibens. Selbstbestimmung und Ausverkauf im Film. Weitere Informationen zu den Vorträgen finden Sie auf der Internetseite www.kuenstlerhaus.de/odp. Wir würden uns freuen, Sie bei den Vorträgen begrüßen zu dürfen. Ansprechpartner: Ronald Kolb, Reinsburgstr. 171, 70197 Stuttgart, Tel: 0162-7191846, Mail: ronald.kolb@gmx.de Volker Schartner, Reinsburgstr. 75, 70197 Stuttgart, Tel: 0176-22277165, Mail: volker.schartner@gmx.de ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Beginn der Vortragsreihe - Dienstag, 04. Oktober, 20 Uhr Über Kreativität. Ein Brainstorming. Referent: Ulrich Bröckling im Rahmen der Vortragsreihe Orte der Produktion – Arbeit und Subjektivierung im Postfordismus Kreativität ist eine ökonomische Ressource, die der Markt gleichermaßen mobilisiert wie verbraucht: Schöpferische Zerstörung ist die ökonomische Funktion des Unternehmers, sein Gewinn resultiert aus der »Durchsetzung neuer Kombinationen« (Schumpeter). Unternehmerisches Handeln erfordert permanente Innovation - und folglich unentwegte schöpferische Anstrengung . Der Kreative gleicht dem erfolgreichen Investor: Er spekuliert auf die Zukunft und sucht seine Chancen jenseits der ausgetretenen Pfade. Er setzt heute auf abseitige Ideen und hofft darauf, dass sie morgen Schule machen. Ob etwas kreativ ist oder nicht, zeigt sich erst im Nachhinein, wenn es anderen gefällt, einleuchtet oder brauchbar erscheint, kurzum: wenn es Wertschätzung erfährt und Aufmerksamkeit binden kann. Der Markt verlangt das Neue, aber nicht alles Neue ist marktgängig. Einfach nur andere Wege zu gehen als die Masse, nützt gar nichts, solange sich niemand dafür interessiert. Kreativ ist das Neue, das sich durchsetzt. Ulrich Bröckling ist Soziologe und wissenschaftlicher Koordinator des Graduiertenkollegs “Die Figur des Dritten” an der Universität Konstanz. -------------------------- Benno Löning Geschäftsleitung Künstlerhaus Stuttgart Reuchlinstraße 4b 70178 Stuttgart Tel: +49-711-617652 Fax: +49-711-613165 http://www.kuenstlerhaus.de Neue Publikationen im Künstlerhaus erhältlich: "Tillandsien - Projekte 2003 - 2004 im Künstlerhaus Stuttgart" und "Entre Pindorama" mehr unter: http://www.kuenstlerhaus.de