Sophia Gabriel-Panteliadou: Die Diskretion der Anordnung der Zeichen. 2002 Gewöhnlich wird die Bedeutung, die Ausdrucksfähigkeit oder Materialität von Kunstwerken hervorgehoben. Aus den Arbeiten von Herbert Hofer hingegen kristallisiert sich etwas heraus, das vor allem zu der Konfrontation mit Fragen zur Wirkung des Ästhetischen auf die Wahrnehmung und die Wahrnehmbarkeit der Zeichen führt. Seine Bilder agieren nicht als Zeichen, die eine ‘Botschaft’ senden, sondern stellen selbst die Zeichensetzung in Frage. Worte wie ‘abstrakt - konkret - Räume - Gedanken’ bilden vier der begrifflichen Ausgangspositionen in der Auseinandersetzung des Künstlers mit Bild und Objekt, zum einen als Eingriff in den Raum und zum anderen als Erweiterung der Zeichenkette. Er untersucht die Grenzen zwischen realer und möglicher Wirklichkeit und versucht auszuloten, was darin zu finden ist; eine Vorgehensweise, die in ein sich wiederholendes Befragen des ‘Buchstabens’ als Symbol mündet. Die gedankliche Abstraktion des Raumes, der Zeit, der Form wird im Konkreten durchgearbeitet. Über den Rand zur Falte, über die Linie zur Fläche und retour - die Ränder überlappen sich, die Räume verschieben sich. Der Inhalt ist die Verformung des Textes. Das Moment des Transformierens ist nicht eine Frage der Simultaneität, sondern dieses geschieht im Augenblick seiner Realisation, indem es wahrgenommen und ausgearbeitet wird. Die Wiederholung eines Signifikanten hat meistens eine Verstärkung des Erlebten, Erkannten zur Folge. Dies ist allerdings nicht Herbert Hofers Intention. Die Wiedergabe des Buchstabens stellt sich als die Infragestellung einer harmonisierenden Ganzheit dar, die die Gestalt einer imaginären Struktur annimmt. Das Nebeneinander von Worten evoziert eine seltsame Nähe zu ihrem Status als Zeichen. Und dennoch bringt diese fehlende Distanz die Nähe zwischen den singulären Werken hervor. Zwischen den Arbeiten entwickelt sich ein Diskurs, der sich um eine Neubestimmung der Oberflächenästhetik bewegt. Eine reelle Geste tritt in das Geschehen der Abbildung der Hand ein (entlang der oberfläche) und verweist auf etwas, das sich ausserhalb des Bildes ereignet. Die Geste verschiebt den Ort des Bildes in den Raum der intellektuellen und mentalen Wahrnehmungen. In den Zwischenräumen der Abfolge der Verschiebungen vollziehen sich die Dinge, die die Kunst macht und greifen ein ins Geschehen... . In ähnlicher Weise wie bei Lacans Spiegelexperiment1 mit dem versteckt unter einer Vase verkehrt hängenden Blumenstrauß - nimmt das Auge das reale Bild von einer Wandecke wahr, die kaum von jemandem gesichtet, erblickt wird. Die raumgreifende Installation atelierfalte lässt etwas erahnen, wiedererkennen, das sich den Sinnen nicht zeigt. ?‘Vor’ all den ‘blinden Flecken’, die buchstäblich oder figural das skopische Feld und die Szene der Zeichnung organisieren, ‘vor’ all dem, was dem Sehen zustoßen kann, ‘vor’ all den Interpretationen, ??? gäbe es demnach den ekliptischen Rhythmus des trait, die Jalousie, die ‘vom’ Ungesehenen ‘her’ zu sehen gibt.2 Der Schnitt lässt erst nachträglich die Differenzen und Berührungen zwischen den unterschiedlichen Abwesenheiten erkennbar werden. * 1 Jacques Lacan: Freuds technische Schriften, Weinheim, Berlin 1990, S. 103, 211. 2 Jacques Derrida: Aufzeichnungen eines Blinden, München 1997, S. 58.