Nr. 10 -/im Juli 2005 ART COLOGNE - 25 junge künstlerische Positionen bei den "New Talents": Einfallsreiche junge Szene Eine fünfköpfige Jury (die Kölner Künstlerin Astrid Klein, der Direktor des Hamburger Kunstvereins, Yilmaz Dziewior, Henrike Höhn von der gleichnamigen Berliner Galerie, der Galerist Gerd Harry Lybke, Leipzig/Berlin und der Kölner Journalist, Frank Frangenberg) tagte unter dem Vorsitz von Bernhard Wittenbrink, dem Vorsitzenden des Bundesverbands Deutscher Galerien und wählte unter über 100 Bewerbungen 25 junge künsterlische Positionen für das diesjährige Förderprogramm der ART COLOGNE (28.10.-01.11.2005) aus. Gérard A. Goodrow, Direktor der ART COLOGNE, war als Berater der Jury ebenfalls anwesend. Die Selektion vermittelt einen guten Einblick in das Ideenreservoir der jungen Generation, die auf dem Markt zu reüssieren sucht. Installationen dominieren. Wenn man das Votum der Jury zugrunde legt, dominiert derzeit die Installation. Denn das Gros der Exponate, die in den Kojen zu sehen sein werden, sind Material- Konglomerate unterschiedlichster Natur. Das Fundstück, das Fertigteil, mediale Versatzstücke aus der Video-, Foto-, Film-, Digitalästhetik, zuweilen auch Einsprengsel solch überkommener Gattungen wie Malerei, Zeichnung und modellierte Skulptur sowie Einsatz der eigenen Person als Akteur im konzeptualen Zusammenspiel liefern den Stoff für die informationsüberbor-denden Environments. Das Auge tastet sich durch einen Dschungel von Bilderwuchs. Komplexe Bilderrätsel Die Substanz der meisten Arbeiten hat literarischen Charakter, macht Sinn meistens erst durch Transformation in Worte, in Sprache. Zuweilen sind die Titel ganz hilf- und aufschlussreich. Oft setzen sie aber auch noch eins drauf, machen das komplexe, verschlüsselte Bildmaterial zu einem noch komplexeren Bilderrätsel. Auf jeden Fall bringen die "New Talents" den Betrachter auf Trab, damit er sich anstrengt, ihre künstlerischen Gedankengänge nachzuvollziehen. Diese junge Kunst ist weder bequem noch gefällig. Sinnbild für Bürokratie Stellvertretend für alle anderen sei ein Projekt von Wolfgang Stehle (Galerie Six Friedrich Lisa Ungar, München) etwas ausführlicher erläutert. Stehle nennt seine Arbeit "Office Hour" und unterlegt sie mit folgendem Kommentar: "Das Projekt begann während meines Aufenthalts am Chelsea College of Art & Design. Angeregt durch die hohen Verwaltungsaufwand im Leben und speziell während dieser Zeit entschied ich mich mein Dasein als Künstler zu verwalten und für jeden Vorgang, der in dieser Zeit an diesem Ort zwischenmenschlich stattfand, durch Formulare, Tabellen und die jeweiligen formalen Ergänzungen sichtbar zu machen. Jeder Besucher des Büros, der mich als Künstler in Anspruch nehmen wollte, war gezwungen, sich mit der aus dem Nichts entstandenen Bürokratie auseinander zu setzen." Fazit: Stapel von Formularen, ein Tohuwabohu aus Schränken, Regalen, Ablagen, Büroinventar ersticken den Raum, der "Zugang zu meiner Person," so Stehle, "wurde immer schwieriger." Die Installation, ein Sinnbild für die Krake Bürokratie. Unbehagen am Hier und Jetzt Mittels derlei Multi-Media-Collagen formulieren die Installationskünstler ihr Unbehagen zu brisanten Tatbeständen wie etwa verkorkster Architektur, dämlicher Werbung, Schönheits- und Fitnesswahn, massenpsychotischem Verhalten, emotionaler Vereisung, medialer und konsumtiver Vermüllung, zu grotesken Entwicklungen und Strukturen im Hier und Jetzt: Tjorg Douglas Beer (Produzentengalerie, Hamburg), Thea Djordjadze (Galerie Monika Sprüth Philomene Magers, München/Köln) das Künstlertrio "Famed" (Sebastian Matthias Kretzschmar, Kilian Schellbach, Jan Thomaneck, Galerie Brigitte March, Stuttgart), Diego Fernández (Galerie Christian Nagel, Köln), das Duo Beate Geissler, Oliver Sann ( Fiedler Contemporary, Köln), Stefan Löffelhardt (Galerie Aurel Scheibler, Köln), Christian Mayer (Galerie Mezzanin, Wien), Stephan Mörsch (Galerie Sfeir-Semler, Hamburg), Karina Nimmerfall (Galerie Grita Insam, Wien), Michaela Schweiger (Galerie Ursula Waldbröl, Düsseldorf). Lupenreine Videoinstallation Eine lupenreine Videoinstallation richtet Johanna Domke (art agents gallery, Hamburg) ein. "You'll miss what's gonna stay" reflektiert das Missverhältnis von normierter Zeit und subjektiv erfahrener Zeit. Brillante Fotografie Die Fotografen richten ihr Objektiv auf Menschen und Räume (Mona Breede, Galerie Heinz-Martin Weigand, Ettlingen), auf ironisch gebrochene Sicht-Klischees (Annette Kelm, Galerie Crone Andreas Osarek, Berlin), auf die Banalität menschlichen Alltagsverhaltens (A.L. Steiner, Kenny Schachter ROVE, London), auf die Auratisierung konfiszierter Kulturgüter (David Willen, Galerie Bob Gysin, Zürich). Ein reiches Spektrum brillanter Fotografie. Malerei und Skulptur In Malerei und Skulptur heimisch fühlt sich eine Handvoll Künstler/innen. Von Christoph Breuer (Felix Ringel Galerie, Düsseldorf) erwarten uns Stilleben und Portraits in magisch realistischer Manier, von Benjamin Cottam (Klemens Gasser und Tanja Grunert, New York), Miniaturportraits in Silberstift und schwarze Monochrome, von Heo Yang Gu (Gallery Maek-Hyang, Daegu/Korea) fotorealistische Großportraits, von Bertram Hasenauer (Galerie Hohenlohe & Kalb, Wien) glasklar lasierte, anämisch stilisierte Gesichter, von Katrin Hoffert (Galerie Fiebach & Mininger, Köln) heitere Impressionen über Mensch, Tier und Landschaft. Mit Hammer und Meißel macht sich Ernst Stark (Galerie Martina Detterer, Frankfurt/Main) ans Werk. Aus weichem Pappel- und Birkenholz modelliert er Gesichter, Landschaften und Stilleben en miniature. Außenseiterpositionen Auf Positionen eigenwilligen Außenseitertums praktizieren "3 Hamburger Frauen" (Ergül Cengiz, Henrieke Ribbe, Kathrin Wolf; Galerie Reinhard Hauff, Stuttgart), die ihre Talente in großflächigen Wandmalereien erproben; ferner Thomas Grundmann (Galerie Susanne Zander, Köln), der sein reichhaltiges Tattoo-Vokabular in Bilder überträgt; sowie Sekyung Lee (Galerie Ulrike Schmela, Düsseldorf), die auf Porzellanen und Keramiken wunderliche Figurationen aus aufgeklebtem Menschenhaar ziseliert. 25 "New Talents" liefern insgesamt ein Bild von einer sehr lebendigen, aufregenden, spannenden, einfallsreichen jungen Szene. Für weitere Informationen: Presseteam Kunst und Kultur Dirk Mangold Gaby Nohl Koelnmesse GmbH, Messeplatz 1, 50679 Köln, Deutschland Telefon: + 49 221 821-2907 + 2270, Telefax: + 49 221 821-81, d.mangold@koelnmesse.de www.koelnmesse.de Geschäftsführung: Jochen Witt (Vorsitzender), Wolfgang Kranz, Oliver P. Kuhrt, Herbert Marner, Dr. Gerd Weber Vorsitzender des Aufsichtsrates: Oberbürgermeister Fritz Schramma Sitz der Gesellschaft und Gerichtsstand: Köln, Amtsgericht Köln, HRB 952