GALERIE PLANK
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ZUR AUSSTELLUNG :

Peter Florian ist nicht nur ein Künstler der Überraschungen, sondern auch
von rasant künstlerischen Entwicklungen, die sich bei ihm nicht in Jahren
sondern, so scheint es, in Tagen vollziehen.

Ich habe noch seine durchkomponierten figurativen, großformatigen Arbeiten
vor Augen, die er 2005 im Retzhof präsentierte, schon bringt er eine Serie
von 20 eher kleinformatigen , fast abstrakten Bildern mit dem bezeichnenden
Titel "Kein Titel" auf Papier. (Damit hat es allerdings in Wahrheit etwas
auf sich, das man nur herausfinden kann, wenn man die Ausstellung besucht
hat.)

Einige der Arbeiten sind auffällig expressiv, andere wieder verhalten in
einer monochromen Farbigkeit. Die sonst in seinen Bildern dominante
Figuration ist drastisch reduziert und wird zur formalen Nebenrolle
degradiert. In "dadaistischer" Tradition ins Bild eingebrachte Wortspenden
erzeugen zusätzlich Spannung, aber auch Verwirrung. So stellt Florian dem
Wort "Gottes" eine weibliche Figur mit gespreizten Beinen gegenüber, das
Wort "Der" wird einmal Zeuge eines Geschlechtsaktes, ein zweites Mal einem
nicht eindeutig definierbaren mystisch anmutendenTier gegenüber gestellt.
Und was hat das Wort "habe" mit einem Herz zu tun? Die gebückte weiße Figur
in Verbindung mit dem Wort "gegebene" lässt auch so manche Frage offen.
Viele Interpretationsmöglichkeiten hingegen lässt die Darstellung mit dem
leger dastehenden Mann zu, über dessen Haupt das Wort "Vorstellung" schwebt.
Das Wort "Lust" wird nahezu von der roten Farbkraft erdrückt und die nackte
männliche Figur verblasst zur Nebensache. Der Mann in der Badewanne in
Verbindung mit dem Wort "Titel" zeigt das spielerische Element dieser
Bildserie und bringt den verborgenen satirischen Hintergedanken des
Künstlers deutlich zum Ausdruck.

Peter Florians neue Arbeiten sollte man eben nehmen wie sie sind.
Spielerische Auseinandersetzung mit der Kunst, ihren vielfältigen
Ausdruckmöglichkeiten und ihrem Umfeld. Hier geht es nicht um banale
Fixierung auf die Frage "warum?", sondern um die bewusstseinserweiternde
Feststellung "warum nicht?". Es ist, als wolle er damit ausdrücken, dass man
nicht alles in der Kunst so ernst nehmen darf und, dass nicht alles was in
einem Bild vorkommt ständig hinterfragt werden muss. Es wäre auch unsinnig
sich ausschließlich mit Hintergrund-Motivation und Intention des Künstlers
zu beschäftigen, weil man sich dadurch den eigenen, ganz persönlichen Zugang
zu einem Bild versperrt.

Peter Florian motiviert uns aus der von ihm aufbereiteten Darstellung aus
Form, Farbe, Struktur und Wort, in uns ein neues, eigenes Bild entstehen zu
lassen. Er lädt uns ein seine Bilder nicht nur irgendwie und nebenbei
"wahrzunehmen", sondern sie bewusst zu betrachten. Geschieht dies, so
offenbart sich bald die Hauptaussage dieser Bildserie, die schlussendlich
auch die Frage nach dem "warum?" endgültig ad absurdum führt.

Peter Florians Serie "Kein Titel" ist eine Art Tagebuch. Es dokumentiert
einen bestimmten Zeitpunkt, es ist die Momentaufnahme eines kreativen
Prozesses, der in dem Augenblick, wo er seinen Namen darunter gesetzt hat,
schon wieder der Vergangenheit angehört. Es ist nicht Florians Art lange zu
verweilen, zu resümieren oder zu analysieren, es drängt ihn eher die
verbleibenden leeren Seiten des Tagebuchs mit seiner Kunst zu füllen. Peter
Florian ist ein künstlerischer Freigeist im wahrsten Sinne des Wortes. Er
kümmert sich um keine Stile oder die Kontinuität einer künstlerisch wieder
erkennbaren Handschrift, die seine Bilder als eindeutigen "Florian"
markieren mögen. Für ihn zählt der schöpferische Prozess. Das macht ihn als
Künstler so interessant. Wir dürfen uns auf diese Ausstellung zu Recht
freuen.

Dr. Joachim Gruber
Kulturhaus Schloss Retzhof


BIOGRAFIE

PETER FLORIAN

geboren 1964 in Gmünd/NÖ
Seit 1990 freischaffender Künstler
lebt und arbeitet in Wien und Judendorf-Straßengel/Stmk.
Mitglied des "Art Forum Graz"

Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland

Messebeteiligungen:
1992  "Europe Art" Genf/CH
1995 "Kunst Wien" MAK (Personale)
1996 "Kunst Wien" MAK
1997 Art Multiple Innsbruck/T
         "Kunst Wien" MAK
1998 Editions of Art, Innsbruck/T
2000 Kunstmesse Salzburg
2002 Art Vienna

1995 Sondermarke "SCHIFLUG WM 96" Tauplitz/Bad Mitterndorf
2000 Kalendarium 2001, "KOCH & KUNST" Sponsor "Julius Meinl"
2002 Wandgestaltung Hallenbad "Aqua Nova" Wr. Neustadt
2004 CD Cover für "Raphael Wressnigs Organic Trio "In Between"  >Bestes
nationales Jazzalbum 2004<

Literatur:
1991 Österreichische Maler des 20.Jhds; Ergänzungsband A-K, Heinrich Fuchs
2002 Steirische Künstler der Gegenwart,  Klöckl/Polansek
2005 Kürschners Handbuch der bildenden Künstler, Band I,
         Saur Verlag, München - Leipzig

Kataloge:
1991 Peter Florian "Mit Pinsel und Feder"
1994 Peter Florian "Eine Prospektive"
1998 Peter Florian "Arbeiten auf Papier"

Öffentliche Sammlungen:
NÖ Landesmuseum
Grafische Sammlung der Albertina Wien
Sammlung Essl
Wien Museum
Museum of Erotic Art "Tom of Finland Foundation" Los Angeles/USA
Burgenländische Landesgalerie, Eisenstadt
Sammlung der "Otto Wagner Galerie" , Wien