Ingo Bartsch: Ein Partisan im Kampf gegen die Bewußtlosigkeit des täglichen Lebens Die Kunst-Formen scheinen bekannt, denn offensichtlich greifen sie zurück und intergrieren die hochkomplexen Elemente aktionistischer Inszenierungen der sechziger und siebziger Jahre, allerdings ohne die Intentionen beziehungsweise Strukturmuster der Performance anzustreben. Wenngleich im nachvollziehbaren Ablauf für den zeitweiligen Teilnehmen / Beobchter daraus Facetten wiedererkennbar gewesen sein mögen. Gemeinsamkeiten ließen sich beispielsweise in der existentiellen Unbedingtheit erkennen, mit der Bernd Fasching sich in seiner physischen Ganzheit mit Haut und Haar den künstlerischen Vorhaben verschreibt und aussetzt. Jedoch ist der eigene Körper nicht das zentrale Demonstrationsobjekt, weder für die subjektive Befindlichkeit des in die Welt geworfenen Einzelwesens, noch für den sich als kollektive Einheit begreifenden Mit-Menschen. Der Denkansatz greift weiter und gebärdet sich weitaus umfassender: Es ist der Vesuch, jenes Aufklärungspotential zurückzugewinnen, das Kunst immer auch (und immer noch) in sich birgt. Aufklärung, nicht empfunden als messianische Heilslehre, die es in tage- und nächtelangen Aktionen *coram publico, in der gnadenlosen Öffentlichkeit also, zu verkünden gilt. Es ist vielmehr der brennende Wunsch, der inflationistischen Überwältigungsmacht "Bewegte Bilder", einige wenige Bilder im Entstehen entgegenzusetzen, der isolierten Ananymität von Kunstproduktion zu entrinnen und dazu den Dialog mit den anderen zu beginnen. Im fortgeschrittenen Prozeß eines erneuten Strukturwandels der Öffentlichkeit installiert Bernd Fasching in den großen Wirtschafts- und Kommunikationszentren (Wien, Amsterdam, Köln, Zürich, Jersualem, ff.) gewissermaßen Haltesignale, Signale auch im Sinne von: im Denken einmal innezuhalten, das Erreichte gründlich zu reflektieren, um eine notwendige Umkehr einleiten zu können. Er schlüpft mythengetreu in die Rolle des Herakles / Herkules und verdeutlicht bereits mit diesem Identitätswechsel das ganze Ausmaß dessen, was die Menschheit in ihrer gegenwärtigen Entwicklung an Problemen sich aufgeladen hat, die der Lösung harren. Herakles, der antike Held, bewältigte die zwölf Aufgaben als Überwältiger, methodisch radikal unter Einsatz extremer physischer Kräfte - aber auch durch ein größeres Spektrum an Ideen und - wichtiger noch: an Phantasie. Unseren Augias-Stall Welt, wie er sich heute trotz der zunehmenden Informations-Vernetzung immer weniger übersichtlich erkennen läßt, können wir nicht einfach reinigend überschwemmen. Subversiv aber, partisanengleich kann Kunst weiterhin Augen öffnen, sich Gehör verschaffen, zur Phantasie animieren, kann wohl auf Dauer etwas bewirken. Bernd Fasching ist solch ein Partisan; mit und über und gegen Energie wagt er das herulische Aufklärungs-Abenteuer von Kunst und Erkenntnis und politischem Handeln.