Karin Pernegger: Pressetext Richard Hoeck, Heidolf Gerngross. 2002 Vienna MAK NITE© a Venezia GERNGROSS. BAR. AMIGOS a. A. Richard Hoeck Österreich ist frei. Leopold Figl, Wien 1955. Installation/ aula discorsiva Samstag, 7. September 2002, 21.00 Uhr Ort aula discorsiva (Architekt Heidulf Gerngross), viale trento, neben entrata biennale Eine Veranstaltung des MAK Vienna im Rahmen der biennale di architectura a Venezia in Kooperation mit Heidulf Gerngross Zur 8. Architektur Biennale in Venedig errichtet der österreichische Architekt Heidulf Gerngross außerhalb der Giardinis die aula discorsiva, die sich in ihrer enormen Spannweite und Raumvolumen aus Paraschalen zusammensetzt und sich parasitär in den historischen Stadtkern fügt. Dazu installiert der österreichische Künstler Richard Hoeck Polizeilichter mit Sirenen und dem Orginalzitat Leopold Figls "Österreich ist frei" zur Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955, dessen digitale Tonspur mit dem Soundsystem des Diskussionsortes zusammengeschalten ist, und sich damit wieder zum Versagen der politischen Utopie verdoppelt: in den Gesten großer Worte gefangen zu bleiben. In Venedig verbindet die Installation Österreich ist frei. Leopold Figl, Wien 1955 von Richard Hoeck zwei Bilder politischer Identität: wie sich die Geschichte in der aktuellen Tagespolitik manifestiert, und der daraus resultierenden Realität, am Rücksitz einer mit Blaulicht aufgepflanzten Polizeieskorte für Demokratie zu demonstrieren. Denn vergleichbar bedeutet Gefahr im Verzug in der Verfahrensweise des Polizeiorgans den schnellen Zugriff, der sich über Gesetzesmodalitäten hinweg setzt, um die Sicherheit des Individuums zu verhandeln. Dieser Grundstimmung entspricht die Kooperation zwischen Heidulf Gerngross und Richard Hoeck. Der Ausspruch Österreich ist frei impliziert für den Architekten und Künstler die Pragmatik des schnellen Zugriffs, der parasitär unkonventionelle Lösungen verwendet, um in der Rhetorik minimal effektivster Mitteln und akustischer Konfrontation eine exemplarische Befreiung zu thematisieren. Architektur steht bei Gerngross für flexible Container Wohnsysteme, die in ihrer kompakten Fertiglösung vor allem für politische Flüchtlinge oder für den Sozialen Wohnbau geeignet sind: für Menschen, die sich zu schnell oder gar nicht mehr bewegen und deswegen aus der Gangart unseres Gesellschaftsbildes herausfallen. Das Container Modell wird in seiner nomadischen Struktur, sich mit stabiler Leichtmetallkonstruktion einer robusten oder vielleicht auch feindlichen Außenwelt zu stellen, ebenso zum Aktionsradius der installativen Arbeit Richard Hoecks, die aus der Eigendynamik exterioraler Vernetzung Kontrapunkte zur selbstkontrollierenden Struktur "ideologischer Staatsapparate" offenlegt. Um so logischer wird es, das sich politischer Aktionismus an der Generierung eines Körpers und der direkten Konfrontation orientieren muß, sobald die gegenwärtige politische Sprache und ihr Verständnis für Geschichte aussetzen und wie in Österreich und Europa nur mehr auf die populistische Störfall- Rhetorik reagieren kann. Pressetext von Karin Pernegger.