Romana Hagyo: Projektbeschreibung: Options. 2001 OPTIONS Digitalprints/Transparentpapier ca. 110x140cm, Rauminstallation in der Torhausgalerie Braunschweig 2001 Konzept: "Repräsentation bedeutet in diesem Zusammenhang nicht die Darstellung von etwas (von dieser Darstellung unabhängigen) ‘Realem’, sondern bezeichnet den gesamten Komplex der Realitätskonstruktion. Repräsentation ist in diesem Sinn also nicht als Zeichen / Bild zu verstehen, das für etwas a priori gegebenes steht, sondern als Zeichenfunktion in der sozialen Wirksamkeit des Zeichens." (Susanne Lummerding, "Weibliche Ästhetik?, Passagen Verlag Wien, 1994, S. 14) "Die Tatsache, daß die derart hergestellten Konstrukte, die den gesellschaftlichen Wahrnehmungszusammenhang strukturieren, ihre Wirkungsmacht nur unter Verschleierung ihres Konstruktcharakters aufrechterhalten können und sich über eine Naturalisierung, also eine behauptete Natürlichkeit legitimieren, bedeutet, daß die Einflußnahme auf Repräsentationssysteme und damit auf hierdurch generierte Realität nicht durch das Ersetzen ‘falscher’ Bilder durch vermeintlich richtige erfolgen kann, sondern nur durch das Aufzeigen der Funktionsweise und des Konstruktcharakters von Repräsentationsprozessen." (Susanne Lummerding, "Film und Video", in "Frauen in der Kultur- und Medienindustrie", Hg. Bundesministerium f. Frauenangelegenheiten, Wien 1995, S. 60) In den (in der Folge ausführlicher beschriebenen) Arbeiten will ich versuchen, den Konstruktcharakter von "Realität" und die Wirkungsweise von Repräsentation aufzuzeigen, indem ich meine Inszenierungen mit verschiedensten künstlerischen Mitteln, z.B. Darstellung der Enstehung und des Produktionsvorganges der Fotoserie, Auswahl, Gedanken dazu, Diskussionsprozess...... als solche ausweise und mit Medien arbeite, die diese Intention unterstützen. Wenn ich davon ausgehe , hinter den "Bildern" den Abstraktionsprozess, das Denken der Schrift zu sehen, kann ich diesen Prozess für mich strategisch nutzen. Margarite Duras hat über ihre Arbeit geschrieben: "Ich betrachte das Kino als einen Träger des Geschriebenen, das heißt, statt auf Weiß zu schreiben, schreibt man auf das Bild. Man setzt das Geschriebene auf die Bilder (..).....Das kann man, wenn man das so will, als eine Art von alphabetischer Situation beschreiben." (Christina von Braun, "Die Schamlose Schönheit des Vergangenen, Zum Verhältnis von Geschlecht und Geschichte", Verlag Neue Kritik, Frankfurt, 1989 S 121, Marguerite Duras in einer Dokumentation über ihre Filmarbeit) . Mit "strategisch nutzen" meine ich: "Platz" für unterschiedliche Realitäten zu schaffen, Strategien und verwendete "Zeichen" zu wechseln, ihre Geschichte zu zeigen, Themen zur Diskussion zu stellen, die mich als Künstlerin betreffen und die ich fuer gesellschaftspolitisch relevant halte. Dadurch vermeide ich gleichzeitig, die BetrachterIn auf einen bestimmten Standpunkt zu drängen und festzulegen, sie unter identifikatorischen Druck zu stellen. Christina von Braun macht in ihrem Text den Vorschlag, dem "eigenen Blick - und dem der Anderen - den Analphabetismus des Auges ab[zu]fordern", als "Weigerung, eine allgemein anerkannte Bildsprache als allgemeingültig zu betrachten..." (ebda. S.121). Die Transformation in Schwarz - Weiß erinnert gleichzeitig an die Dokumentarfotografie und schafft durch die verwendete druckgrafische Technik und das Erzeugen grafischer / zeichnerischer Ausdrucksformen Distanz zum Medium Fotografie. Es wird auf die Geschichte einer Druckgrafik in ihrer Entwicklung im Laufe der Kunstgeschichte mitsamt der Veränderung der Sichtweise des Begriffes "Realität" hingewiesen. Die Einbeziehung einer druckgrafischen Technik bezieht sich insofern inhaltlich auf das Medium Plakat, als in diesem Medium im Bereich der Werbung meinungs- (relitäts-) bildend Frauenbilder inszeniert werden, die Frauen die Rolle als Trägerinnen von Botschaften zuweisen. Plakate arbeiten mit aehnlichen Groessenverhaeltnissen, in der Konfrontation mit einer Kopfdarstellung dieser Grösse können bei der Betrachterin Erinnerungen wach werden, u.a. an die Thematisierung dieses Mediums (in Bezug auf Frauendarstellungen) im Rahmen der Arbeit im öffentlichen Raum feministischer Künstlerinnen der siebziger und achziger Jahre . Die "Brüche in der Narration" entstehen in der Arbeit durch den Einsatz druckgrafischer Techniken, die Assoziation an das Plakat (wie eingangs beschrieben), das Einbringen von grafischen Elementen der Zeichnung, die Grösse der Arbeiten und die Verwendung von Transparentpapier, das eine weitere Distanz zum Medium Fotografie erzeugt. Die Illusion der Authentizität wird somit hinterfragt, vermeintliche Realität/Emontionalität wird als durch den Akt der Darstellung inszeniert ausgewiesen. Durch die Materialität und das Ausmaß des Formates im räumlichen Bezug zu den Körpern / Köpfen der BetrachterInnen wird auf die Verschiebung der Grössenverhältnisse in der Reproduktion hingewiesen. Die Installation der Arbeiten im Raum bewirkt, daß das Material in seiner Empfindlichkeit die Beweglichkeit der BetrachterInnen im Raum beeinflusst, sie nötigt, ihre eigene (räumliche) Nähe - Distanz zu den Arbeiten auszuloten.