Götz Bury: Präsentation Hannah Stippl. 1999 Die waschechte Wienerin des Jahrganges 1968, studierte Graphik bei Mario Terzic auf der Angewandten in Wien, wobei sie ein Gastsemester in der Textilklasse von Sepp Moosmann einlegte. Seit Jahren betreut sie Gruppen von Kunstinteressierten, mit denen sie Führungen, sowohl durch Künstlerateliers, als auch in aktuelle Ausstellungen unternimmt (seit neuestem übrigens auch in Zusammenarbeit mit dem BVÖ - Kontakt für Interessenten: 526 55 01). Nebenbei besucht sie das Kuratorenprogramm von Dieter Bogner und nährt sich redlich durch das Taxieren zu versichernder privater Kunstsammlungen im Namen eines großen Versicherers. Hannah Stippls Diplomarbeit 1997 bestand aus ca. 4.000 (!) gestreiften Bildern (Technik: Dispersion auf Papier) im Format 20 cm x 30 cm, die zu einem ungefähr 4 Meter x 20 Meter großen Monumentalbild zusammengesetzt waren, das im Treppenhaus der Angewandten vom Erdgeschoß bis in den vierten Stock reichte. Streifen liegen ihr sehr am Herzen, wie wir schon ahnen, und durchziehen auch konsequent ihr bisheriges Werk. Die zur Anwendung kommende Technik muß allerdings jedem echten Kunstkenner eine Gänsehaut über den Rücken jagen, da sie viel mehr an Wohnungsrenovierung erinnert, als an klassisches Bildwerk: Wandfarbe, in allen Farbwerten auf Papier, oder Leinwand, steift sich durch ihre Bilder. Dies kann linealgetreu und streng Streifen an Streifen gepinselt geschehen (mitunter farblich bewußt dissonant), oder in Auflösung befindlich mit altmodischen Gummiwalzen gerollt, à la Jahrhundertwende (wie man es übrigens auch noch im Treppenhaus ihres Wohnhauses findet), und das sehr ornamentreich. Die Palette reicht dabei vom schlichten Stichmuster bis zu neobarocken Schnörkeln, die in vielen Schichten übereinandergewalzt werden. Restauratoren werden sich an historische Schichtenfolgen auf alten Wänden erinnert fühlen, nur daß die Schichten hier alle sichtbar bleiben in ihrer zeitlichen Abfolge. Solche Arbeiten wirken gegenüber den reinen Streifenmustern erstaunlich verspielt. Das Muster ist ihr also in jedem Fall ein Anliegen, aber eben als Bild, und sie will dies auch gar nicht weiter intellektualisieren, da sie mit ihrer Technik und Motivwahl durchaus in humorvoller Gesinnung sich von klassischer Kunst und ihrer strengen Bildsprache absetzen will. Der Kunst die Schwere ihrer Bedeutung nehmen, nennt Hannah Stippl das. Um allen Hobbypsychologen noch etwas mit auf dem Weg zu geben: Sie ist natürlich mit gewalzten Blumenornamenten an den Kinderzimmerwänden groß geworden und hat sie auch von Herzen ,gehaßt", wie sie mir anvertraute. Auf der Suche nach Alternativen wandte sie sich zunächst kühler Bauhausästhetik zu. Beides greift sie heute auf, wenn sie ihre Bilder nach Anstreichermanier malt und walzt. Zuletzt auch in der Galerie Hilger (art lab) in Wien und seit 1. Juni in der alten Schmiede in Wien, Schönlaterngasse 9. Öffnungszeiten: Mo-Fr, 12-18 Uhr. Finissage: 29. Juni, 18.30 Uhr.