Pressemitteilung MozArt Zeitgenössische filmische und fotografische Annäherungen zum Phänomen Mozart Dauer der Ausstellung: 18. Juni 2006 – 30. Juli 2006 Eine Ausstellung des Museums Moderner Kunst Passau - Stiftung Wörlen in Kooperation mit dem Festival Europäische Wochen Passau 2006 28 internationale, vorwiegend in Österreich tätige Filmschaffende - aus den Bereichen Animations-, Experimental-, Kurz-, Dokumentar- und Spielfilm - wurden von Peter Marboe, Intendant des WIENER MOZARTJAHRES 2006, unter dem Titel „Mozart-Minute“ eingeladen, assoziative Miniaturen zu Mozart in Form von 1-minütigen Kurzfilmen zu gestalten. Entstanden ist ein facettenreicher Sampler mit ganz unterschiedlichen formalen und inhaltlichen Positionen hinsichtlich der Person Mozarts und seinem Einfluss auf die heutige Gesellschaft, Kunst und Kultur. Der Bogen spannt sich von experimentell-konzeptionellen Statements, über gesellschaftskritische und dokumentarische Beobachtungen sowie pointierte Kurzspielfilme, bis hin zu gesammelten Mozart-Bildern aus aller Welt. In allen Filmen aber spiegelt sich die Aktualität und Inspirationskraft des Ausnahmekünstlers wider. Die Filmschaffenden von „Mozart-Minute“: Houchang Allahyari, Ruth Beckermann, Songül Boyraz, Sabine Derflinger, Gustav Deutsch & Hanna Schimek, Siegfried A. Fruhauf, Michael Glawogger, Wolfgang Glück, Barbara Gräftner & David Wagner, Jessica Hausner, Edgar Honetschläger, Michael Kreihsl, Paulus Manker, Mara Mattuschka, Bady Minck, Michael Palm, Peter Patzak, Lisl Ponger , Ferry Radax, Goran Rebic, Thomas Renoldner, Anja Salomonowitz, Michaela Schwentner, Ulrich Seidl, Tim Sharp, Peter Tscherkassky Parallel dazu wird eine speziell für diese Ausstellung produzierte, großformatige Fotoserie „Mozart- Visite“ des österreichischen Künstlers Otto Mittmannsgruber im Rahmen dieser MozArt - Ausstellung präsentiert. The Mozart Minute Die außergewöhnliche Filmzusammenstellung unterschiedlichster Künstler bietet dem Mozart-Interessierten ein breitgefächertes Spektrum medialen Kunstschaffens: Angefangen bei einer iranischen Familie, die während eines Picknicks auf einem altpersischen Instrument, der Tar, Mozarts „Kleine Nachtmusik“ spielt, über die Photomontage eines ‚modernen’ Mozart, dessen Schicksal von einer Wiener Wahrsagerin gedeutet wird bis hin zu 26 Punks, die in der Michaelerkirche einen Kanon zum besten geben. Wir treffen auf die „Königin der Nacht“, die in ihrer ekstatisch – orgiastischen Arie die Namen aller Frauen beschwört. Auch kritische Töne werden angeschlagen. So zeigt „Killarat“, wie ‚Mozartratten’ sich auf garstige, laute und brutale Weise gegen die unaufhaltsame Kommerzialisierung ihres Meisters zur Wehr setzen. Dieselbe Ausschlachtungsproblematik behandelt fast karikaturistisch der handgezeichnete Trickfilm „Mozart Party `06“. „Mozart in America“ lässt dagegen mit Rapmusik und einem ‚fart’ auf den amerikanischen Präsidenten auch sozialkritische Töne anklingen. „Ist die Hochzeit des ‚Figaro’ nur eine Scheinehe?“ ist man versucht, zu fragen, wenn man das Telefonat einer Frau mit ihrem singhalesischen Freund in ‚Codename: Figaro’ belauscht. Eine kunsthistorische Bezugsebene zu Mozart auf hohem ästhetischen Niveau stellt Goran Rebic in „KV 331 im Kopf“ her. 60 Aquarelle, Lithographien, Ölgemälde und Zeichnungen, die zu Mozarts Lebzeiten entstanden sind, verwebt er zu einem gigantischen, endlosen, nächtlich glitzernden Weltentuch, hinterlegt mit Drehorgelklängen der Klaviersonate ‚Alla Turca’. Otto Mittmannsgruber ( *1962 in Linz ) MOZART VISITE 4 c-prints, 110 cm x 90 cm, 2005 Ein Gruppenfoto zeigt die organisatorische und strukturelle Zusammengehörigkeit des sozialen Körpers im Bild. Folglich wäre es wenig zweckdienlich gewesen, die Mozart-Scheme am Karlsplatz mit den Drogenabhängigen von nebenan stärker zu formieren. Perfekt hingegen gelang die Ausrichtung am selben Morgen mit der Militärmusik, wo jeder Einzelne sein Instrument wie eine Waffe präsentiert und beherrscht. Auch in der Großbäckerei, in der 4000 Bäcker ihr Handwerk verrichten, waren bald fünfzehn Personen aus dem strengen Zeitkorsett befreit und um den jubilaren Gast gruppiert. Auf der Großbaustelle, die am gleichen Tag besucht wurde, diente der Beginn der Mittagspause als organisatorische Zäsur zur gemeinsames Ablichtung mit der Figur Mozarts. Es ist schwierig, etwas über die Beziehung von sozialen Körpern zu sagen - besonders, wenn dazu das Medium der Fotografie verwendet wird. Das innere Bild des Fotografen und die Intentionalität eines Bildes sind untrennbar, und dieses Kriterium definiert die Grenze jeder Annäherung. Das ikonografische Stilmittel des Gruppenbildes bildet mit der Mozartscheme eine Stereotypenfusion, eine Hilfskonstruktion zur Untersuchung von medialen Aufmerksamkeitsrastern: Der verkleidete Mozart formt den gerichteten Blickstrahl, der uns die Reduktion erkennen lässt, mit der die sozialen Körper und Institutionen ihr Image bilden. Das Foto bleibt in Balance: im Zentrum das Schwergewicht des affirmierten Mozart, und rundherum zum Ausgleich die profane Arabeske der Bäcker, der Musik-Soldaten, der Arbeiter am Bau oder der Out-Cast-Familie vom Karlsplatz. Ein Gruppenbild gibt immer den Blick auf die Brüchigkeit sozialer Banden frei: je fester etwas zusammengefügt ist, umso schneller zerfällt es, wenn die Klammer weggenommen wird. Vielleicht deshalb, jedoch vor allem, weil Bilder die Realität formen, werden die Kumpels vom Bau und die Musikanten in Uniform in Zukunft eher vermehrt mit Mozart in Zusammenhang gebracht werden.