Brigitte Huck: Text zu Gerwald Rockenschaub anläßlich der Ausstellung in der BAWAG FOUNDATION, 2000 Mit Gerwald Rockenschaub zieht ein prägnantes Hier und Jetzt in die BAWAG FOUNDATION ein. Der international renommierte Künstler gilt als Intellektueller, Skeptiker und Pragmatiker, der wie kaum ein anderer zur Revolutionierung des konventionellen Künstlerbilds beigetragen hat. Seine ästhetische Praxis ankert in jenem Deal zwischen Club Culture, Popkultur und Kunstbetrieb, der in den letzten Jahren die kulturellen Batterien aufgeladen hat. Lange vor der Zeit, als Crossover zum inflationären anything goes verkam, hat Rockenschaub mit einer ihn kennzeichnenden Präzision jene Methoden zum Arbeitsprinzip erklärt. Seit 1988 verfolgt er eine Doppelstrategie: als DJ und Technomusiker macht er im Wiener Audioroom oder dem Berlinger Bunker, als bildender Künstler auf der Biennale von Venedig und in internationalen Ausstellungshäusern vom Hamburger Kunstverein bis zur Wiener Secession Tempo. Sein vielfältiges Werk prägt sich ein: die frühen, signethaften Ölbilder mit ihrer knappen Zeichensprache, die den Bruch mit den Wertesystemen der Malerei, gefolgt von der vom Techno getriggerten, radikalen Wendung zu maschinellen Produktionsverfahren und industriellen Materialien: transparentes Plexiglas, direkt an die Wand geschraubt, Siebdrucke, Teppichböden. Gerüste, die den Blick der ?esucher lenken und Raum als ästhetisches Handeln interpretieren. Aufblasbare PVC Objekte, Wände, Kuben und Pölster, Objekte vor der Folie der Minimal Art, an der Schnittstelle von rigoroser Präsenz und Immaterialität. Von einem erneuten Interesse am Bild zeugt eine Serie computergenerierter Wandobjekte, Zeichen vom Laptop, mit Farbfolien auf Alucore geklebt. In der BAWAG FOUNDATION wird Rockenschaub im Untergeschoß aktuelle Beispiele aus dieser Werkserie zeigen. Im Hauptraum jedoch wird er sich auf den spezifischen Ort und die spezifische Zeit beziehen Geplant ist eine jener Raumanalysen über das Thema, wie mit minimalen Mitteln Spannungsfelder erzeugt, und durch ortsspezisfische Interventionen ästhetisches Potential aktiviert werden kann. Die Arbeit wird für die spezielle Situation der BAWAG FOUNDATION entwickelt, die damit eine neue konzeptuelle und ausstellungstechnische Herausforderung annimmt.