Isa Rosenberger SARAJEVO GUIDED TOURS a journey to real and imagined place Sarajevo Guided Tours entstand anlässlich eines Stipendiums des Sarajevo Center for Contemporary Art (SCCA) im Rahmen des Projektes At First Sight im April 2001. Isa Rosenberger befragte in Videointerviews BewohnerInnen unterschiedlichen Alters und verschiedener Berufe nach den Orten, die für sie jeweils von größter persönlicher Bedeutung für das Leben in der Stadt Sarajewo sind: das ist beispielsweise für einen das Fußballstadion, für eine andere eine Konditorei oder für einen dritten die Strasse vor dem Holiday Inn Hotel (die zu Kriegszeiten als Sniper Alley berüchtigt wurde). Auf diese Weise entsteht in dem Video eine neue soziale Kartographie der Stadt, die durch den Blickwinkel von BewohnerInnen der Stadt geprägt wird, in dem oft auch ihre Erfahrungen während des Krieges mitreflektiert werden, ebenso aber auch vom "touristischen" Blick der Künstlerin. Das Video wurde in einer ersten Fassung im März 2002 am Internationalen Flughafen Sarajewo auf mehreren Videomonitoren und Großbildprojektionen gleichzeitig gezeigt und wurde - ohne den Kontext des Flughafens - überarbeitet und zu einer Rauminstallation erweitert: In der nun vorgestellten Fassung wurden die Interviews mit Zitaten offizieller Selbstrepräsentationen der Stadt, mit Bildern aus Massenmedien und touristischen Blicken ergänzt. Es sind dies von der Künstlerin bewusst ausgewählte Bilder aus dem schier unermesslichen Archiv der Stadt. Denn die Stadt - und das trifft auf alle Städte zu - ist seit jeher ein Archiv aus Texten und Bildern, die von unterschiedlichen Kräften zu verschiedenen Zwecken produziert und zur Zirkulation angeboten wurden. Ihre Wahrnehmung überlagert sich mit - bewussten aber auch verdrängten - Erfahrungen des Alltags, die von den jeweiligen BetrachterInnen in unterschiedlicher Weise produktiv gemacht werden. Isa Rosenberger geb. 1969 in Salzburg, Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien Postgraduierten Studium an der Jan van Eyck- Akademie, Maastricht (NL), 1997/1998 MAK -Schindler Stipendium, Los Angeles Einzelausstellungen (Auswahl) : 2001 ....Wirklichkeit..., Kunstverein Wolfsburg Kristina Leko / Isa Rosenberger, association for contemporary art, Graz 2000 Studio 2000, Schnitt Ausstellungsraum, Köln 1999 Betaversion, Galerie 5020, Salzburg 1997 Talk with Tomorrow, Kunstverein Ludwigsburg Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl): 2002 Touristische Blicke / Touristic Gazes, Kunstverein Wolfsburg, D Hot Destination / Marginal Destiny, Art Workshop Lazareti Dubrovnik, HR 2001 REkonstruktion_heimAT, Forum Stadtpark, Graz 2000 the unhomely home / das unheimliche heim, Kunstverein Wolfsburg 1998 Nexus künstlerische Interventionen im Stadtraum, europäischer Kulturmonat, Linz Final Projects, MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles 1997 enter - audience, artist, institution, Kunstmuseum Luzern x squared, Secession Wien Kritik des Privaten, Künstlerhaus Bethanien, Berlin Michael Zinganel EIGEN-HEIM.AT indizien der re_konstruktionen Das Einfamilienhaus im Grünen ist unzweifelhaft die beliebteste Wohnform der Österreicher. Für dessen Erfolg lassen sich eine Reihe von politischen, historischen, sozial- und kulturwissenschaftlichen Begründungen anführen, die Michael Zinganel in vorangegangen Projekten gesammelt hat. Nun werden sie in Bilder umgesetzt und in einem Baustellen-Set inszeniert: Die Einflussfaktoren, die zur Konstruktion des so erfolgreichen Bildes vom (Eigen-)Heim und dem damit verbundenen Bild der Familie und der Heimat in der Nachkriegszeit maßgeblich beigetragen haben sind Bilder von Symbolen des Wiederaufbaus, Bilder von Kriegsheimkehrern, die im Eigenheim ihren Seelenfrieden finden, Bilder aus Heimatfilmen und aus der Kundenzeitschrift der Bausparkasse Wüstenrot, dem Zentralorgan einer imagined community: der Familie der Häuslbauer. Diese Bilder werden durch eine Homepage ergänzt, in der die Nachkriegsgeschichte des Einfamilienhauses in Österreich nachgezeichnet wird. Staatliche Förderungsprogrammen, Sonderangebote von Baumärkten und Mustersiedlungen der Fertighausproduzenten dominieren die Entscheidungsfindung, nicht zuletzt aber das Streben der Häuslbauer nach sozialer Anerkennung, nach Integration in eine angestrebte Nachbarschaft, für die das Eigenheim sich so vortrefflich eignet: http://www.eigen_heim.at Die Mühen, die mit der Errichtung des Eigenheimes mitunter verbunden sind, und die Opfer, die dafür gebracht werden, sind allein mit ökonomischen Argumenten nicht erklärbar, schrieb der französische Soziologe Pierre Bourdieu: "Der Einfamilienmarkt funktioniere viel eher wie der Kunstmarkt." Für die Häuselbauer ist wie für die Künstler das symbolische Kapital von Bedeutung, das mit dem Hausbau oder mit der Herstellung des Kunstwerks angeeignet wird. Nichtsdestotrotz distanziert sich der urbane Kunst- und Kulturbetrieb (noch immer) deutlich von der kleinbürgerlichen Selbsteinschließung im Eigenheim, ja er denunziert die vermeintliche Sesshaftigkeit beinahe pausenlos, um das freiwillige Nomadentum und die Flexibilität seiner eigenen (erfolgreichen) Teilnehmer zu nobilitieren. In diesem Spannungsverhältnis fand Michael Zinganel die Motivation zu seiner ersten künstlerischen Arbeit über das Eigenheim: 1999 ließ er über der Wiener Secession, dem Zentrum des urbanen Wiener Kunstbetriebes, einen transluzenten heliumbetriebenen Ballon in Form eines Eigenheimes schweben, als "Projektionsfläche" für alle Hoffnungen und Denunziationen, die das Eigenheim auszuhalten hat" zumindest solange das Helium ausreichte oder der Ballon nicht vom Sturm zerstört wurde. Michael Zinganel studierte Architektur in Graz und Kunst an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht (NL). Er arbeitet als Künstler, Kurator und Architekturtheoretiker in Graz und Wien an Ausstellungen und Projekten über Planungsmythologien und Alltagsarchitektur: z.B. Freiraum Superblock Leerstellen im Sozialen Wohnbau (eine Wanderausstellung durch Gemeinschaftseinrichtungen in Gemeindebauten der Zwischenkriegszeit, Wien 1995), Sex & Space (in Zusammenarbeit mit Marion von Osten, Forum Stadtpark, Graz 1997), Wir Häuslbauer - Bauen in Österreich (Architektur Zentrum Wien 1998), Home (Secession, Wien 1999), Rekonstruktion_heim.AT (Forum Stadtpark Graz 2001), www.eigenheim.at (Galerie 5020, Salzburg 2001). Zuletzt arbeitete er über die Produktivkraft des Verbrechens für die Entwicklung von Kunst, Architektur und Stadtplanung. Dazu erscheint im Oktober das Buch: Michael Zinganel, Real Crime, Architektur & Verbrechen, edition selene, Wien 2002.