I was born to make you happy Ausstellungsprojekt von Toshain & Rezniczek Teilnehmende künstler: David Moises Zenita Komad Iv Toshain Pirmin Blum Clemens Kogler Deborah Sengl Susann Rezniczek Barbara Musil Malek Mahnaz Vernissage: 10.01.06, 19 Uhr Ausstellungsdauer: 10.01 – 14.01.06 Eröffnungsrede: Vitus H. Weh Prospekthof, Semperdepot Lehargasse 6, 1060 Wien Afterparty: ab 23 Uhr Cafe Leopold, MQ. Dj:Philipp van het Veld, Kadenza, Dan Junior, Francoforte. Visuals: Juki Fujita Glück oder happiness sind momentan mediale Schlagworte und gelten als Voraussetzung zur erfolgreichen Integration in unsere Gesellschaft. Überall wird Selbstverwirklichung und Befreiung des Ichs von äußeren Zwängen propagiert. Finden des Glücks in sich selbst soll die Lösung sein –oder zumindest durch einige ergänzende Produkte erreicht werden. In der Werbung strahlen uns happy faces entgegen, die ausdrücken sollen, dass durch bestimmte Kaufobjekte ein erfülltes sinnvolles Leben möglich ist. Konsumgüter machen uns laut der Werbeslogans glücklich. Dieser Bereich suggeriert, dass Glück ohne bestimmte materielle Dinge nicht existiert. Was macht also glücklich, oder wie können wir andere glücklich machen? Das „immaterielle Gut“ Liebe als Gefühl wird medial als Lösung angeboten; fast jedes Lied im Radio ist ein Liebeslied. Das Thema Liebe wird in unserer Gesellschaft jedoch oft sehr oberflächlich behandelt und kommerzialisiert. Der Glaube an die selbstlose Liebe kann sich als utopisch erweisen. Rene Pollesch behauptet in seinem Theaterstück „Häuser gegen Etuis“, dass sich Menschen gegenseitig Mikrokredite geben und Gefühle als wirtschaftliches Gut austauschen. Liebe wird laut Pollesch eingesetzt, um die eigene soziale Situation zu verbessern oder zu rechtfertigen. In der Arbeitswelt wird es immer komplizierter sich aufgrund hoher Konkurrenz und knapper Arbeitsplätze sich zu positionieren. Arbeitssuchende versuchen ihre Selbstpräsentation möglichst stark auf die jeweilige Firmenideologie auszurichten und zu perfektionieren. Natürlich findet man Befriedigungsstrategien auch in alltäglichen zwischenmenschlichen Situationen: in Freundschaften, Partnerschaften, im Umgang mit dem jeweiligen Gegenüber. Zeitkulturell gibt und gab es unterschiedliche Trends in Bezug auf die Grundhaltung des Glücklichseins. Zu Zeiten der Dekadence war die „Bonjour- Tristesse Haltung“ in Mode und Lachen galt als unchic. Momentan haben wir eine Epoche in der uns vor Freude strahlende schöne Karriere-Menschen auf jeder Plakatwand entgegenblicken. Überschriften in den Zeitschriften tragen Titel wie „Vollblut Techniker gesucht“ oder „Ich möchte ein Lächeln auf den Gesichtern der Kunden sehen“ –auch Jobausschreibungen oder Firmenporträts werden in diesem Sinne präsentiert. Aufgrund der besonders prekären Arbeitssituation, die auf Beziehungen und Kontakten beruht, ist es nicht verwunderlich, dass im Kreativbereich oftmals versucht wird Illusionen des erwartungsvollen Gegenübers, zu befriedigen. Im Kunstbereich wirkt der provokante Titel „I was born to make you happy“ nicht wirklich provokant, da er oft der Realität entspricht. Der Beziehungsalltag zwischen Künstler, Kurator, Sammler und Ausstellungspublikum wird durch gegenseitige Erwartungshaltungen und Erfüllungsstrategien geprägt. Die Bezugnahme auf andere Personen kann jedoch auch positiv interpretiert werden. Durch egozentrisches im Sinne der eigenen Kunstkarriere agieren, wird der Austausch zwischen einzelnen künstlerischen Positionen schwierig gemacht, wodurch bei vielen Ausstellungen die Einzelarbeiten wenig zueinander passend erscheinen. Bezugnahmen prägen die gesamte Kunstgeschichte und werden auch in derzeitigen Kunststrategien angewandt. So findet man das Meister- Schüler Verhältnisse, Rückbezüge auf bestimmte „Pioniere“ der Kunstgeschichte oder das Aufgreifen einer spezifischen Denkweise und Selbstdefinition eines Künstlertypus. Die Themenstellung der Ausstellung siedelt sich zwischen Affirmation (die im negativen Fall in Über-Affirmation ausarten, im positiven aber auch fruchtbar für beide Seiten sein kann) und Abgrenzung zu Vereinnahmungsstrategien des Systems Kunst an. Weiters wird die Frage aufgeworfen, warum mache ich Kunst? Um meiner Selbst Willen oder möchte ich etwas vermitteln oder eventuell sogar jemanden „glücklich machen“? Diese widersprüchlichen Interpretationen werden Raum finden in unserer Ausstellung. Nach dem Motto „do it yourself“, gestalten wir eine Ausstellung und bieten Künstlerkollegen/innen eine Präsentationsmöglichkeit. Im Einzelnen werden die teilnehmenden Künstler/innen sich mit dem Thema Glücksversprechen auseinandersetzen und es erfüllen oder negieren. Die Reaktion des Ausstellungspublikums wird zeigen ob wir unser Glücksverspechen halten können oder nicht. Die Ausstellung soll Positionen etablierter Künstler/innen (vertreten durch Galerien, Medienraum) und nicht etablierten Künstler/innen gegenüber stellenund verlinken. Die Beobachtung der dadurch entstehenden Situation wird zeigen wie ein Austauschzwischen unterschidlichen Ebenen stattfinden kann.