Salzburger Nachrichten am 12. Oktober 2005 - Bereich: Kultur
Museum auf Abruf 17.500 Kunstwerke der
Stadt Wien erhalten eine neue Heimat, wenn im Jahr 2007 ihr eigenes Museum
fertig sein wird. Am Dienstag war symbolischer Baubeginn.
WIEN (SN-mo). Braucht Wien ein neues Museum? Die Antwort lautet ohne zu
zögern: ja! Denn bei all dem Ausstellungsgetümmel in der Hauptstadt ist
eine gar nicht unbedeutende Sammlung von Kunstwerken im Abseits geblieben:
die Sammlung der Stadt Wien. Sie umfasst 17.500 Objekte, überwiegend
Malerei, Grafik und Zeichnungen von Künstlern seit 1945. Ab 2007 werden diese ein eigenes Museum haben, im Magistratsgebäude an
der Ecke von Rathausstraße und Felderstraße. Mit einem symbolischen
Spatenstich gab Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am Dienstag das
Startzeichen zum Umbau der ehemaligen "Wigast"-Räume zum "Museum auf
Abruf", wo die Architekten Kiskan-Kaufmann auf 1200 m2 das neue Museum
einrichten werden. Ein Großteil der Kunstwerke wird dann erstmals das Licht der
Öffentlichkeit erblicken; bislang hingen die meisten davon - darunter
Arbeiten von Florian Pumhösl, Josef Dabernig, Elke Krystufek, Dorit
Margreiter, Maria Lassnig, Siegfried Anzinger, Constanze Ruhm, Alfred
Frohner, Hermann Nitsch oder Valie Export - in den Diensträumen des
Magistrats oder auch im AKH, berichtete Berthold Ecker, der Leiter des
Kunstreferats im Gespräch mit den SN. Gelegentlich werden sie auch bei
Ausstellungen gezeigt. 1200 Kunstwerke, überwiegend Arbeiten auf Papier,
bilden darüber hinaus den Bestand der "Artothek" der Stadt Wien. Dort
können alle in Wien wohnenden Personen bis zu drei Bilder für maximal
zwölf Monate für 2,50 Euro pro Monat und Bild ausleihen. Die Sammlung der Stadt Wien wurde 1945 vom damaligen Kulturstadtrat
Viktor Matejka angelegt, der für die Bilder zeitgenössischer Künstler zum
Teil aus eigener Tasche zahlte. Seither sei die Sammlung kontinuierlich
und stets mit Werken zeitgenössischer Künstler erweitert worden, sagte
Ecker. Das aktuelle Ankaufsbudget betrage 500.000 Euro im Jahr. In der neuen Kunsthalle werden die Bilder in vierteljährlich
wechselnden Themen-Ausstellungen gezeigt werden. Dadurch, dass das Gebäude
ein Stahlskelettbau sei, könne man die Räume der ehemaligen Beamtenkantine
"Wigast" leicht zu einem großzügigen Ausstellungsareal mit verstellbaren
Wänden ausbauen, berichtete Andre Kiskan vom Architektenteam. Mittelpunkt
werde der mit Glas überdachte Innenhof des Hauses werden. Die Kosten für
den Umbau sollen 4,4 Millionen Euro betragen. |