Vorarlberg Online - Österreich - Donnerstag, 16. Juni 2005
09:13:55 Junge österreichische Kunst in bester
Lage
„Die Eröffnung war eine Art
Generalprobe, zu der wir noch keine Medien einladen wollten“, meinte der
Neo-Direktor. Kramer ist stolz auf den Umstand, weltweit das erste Museum
seiner Art zu sein, und ließ den Namen MOYA markenrechtlich bereits
schützen. Der gebürtige Berliner mit deutschem und Schweizer Pass ist kein
Unbekannter in der Wiener Kunstszene. Seit 2002 richtet er jährlich die
„art position“ in der Ottakringer Brauerei aus, eine Überblicksschau
junger Kunst. Kramer: „Wien hat eine spannende Kunstszene, aber wirkt nach
außen hin ziemlich verschlafen“. Er führt diesen Umstand auf „zu wenig PR
und Kommunikation“ zurück.
Es war ein lang gehegter Wunsch, das MOYA zu eröffnen, und erst zwei
Monate vor dem Opening wurde der Mietvertrag für die 600 Quadratmeter
nobelster Büroräume, die früher das Consulting-Unternehmen Deloitte and
Touche beherbergten, unterzeichnet. Jetzt erstrahlt es in neuem Weiß mit
frisch geschliffenem Parkettboden. Die Finanzierung erfolgte
ausschließlich privat und wurde mit Hilfe von Sponsoren ermöglicht.
Schirmherren des Projektes sind u. a. EU-Kommissarin Benita
Ferrero-Waldner (V), Bürgermeister Michel Häupl (S) und Kulturstadtrat
Andreas Mailath-Pokorny (S).
Ob letztere Schirmherren nicht zur (künftig schon gewünschten)
Subvention verhelfen konnten? Kramer: „Wir erhielten vorerst einen
symbolischen Beitrag. Die Stadt Wien sponserte das Catering der
Eröffnungsfeier“. Aber weitere Bemühungen seien im Laufen, denn was so ein
Museums-Betrieb tatsächlich kosten werde, sei noch nicht ganz absehbar:
„Manche sagen, das Projekt ist mutig. Ich sage, es ist gewagt, vielleicht
auch leichtsinnig“.
Dennoch werde er mit aller Kraft versuchen, mittels des MOYA
„Wertschätzung gegenüber der jungen Kunst in Österreich“ zum Ausdruck zu
bringen. Das Konzept sieht ein „richtiges Museum“, so Kramer, vor: „Wir
wollen nach Möglichkeit eine Sammlung aufbauen und verkaufen nicht.“
Vermitteln würde er selbstverständlich schon. Einnahmen gedenkt er künftig
auch aus einem Museumsshop zu lukrieren und jetzt schon durch Vermietungen
an Veranstalter für Events.
Die aktuelle Schau „Europa“ zeigt Malerei aus den EU-Ländern, die
entsprechend der herrschenden Tendenz wieder großteils gegenständlich und
teilweise in altmeisterlicher Technik gemacht ist. Kramer: “ Die Zeit der
intellektuellen Kunst, die nur den Geist anspricht, ist vorbei. Jetzt gibt
es wieder schöne Kunstwerke, die auch schön sein dürfen“. So sei auch
seine ästhetische Gesamtausrichtung, obwohl „man natürlich darauf
angewiesen ist, was die Künstler bringen“. Ausgestellt wird aber nur, wer
nicht älter als 40 ist. Und: „Wir werden keine Zugpferde präsentieren, die
ohnehin schon bekannt sind“.
Mit derzeitigen Generaldirektoren der heimischen Museumslandschaft
vergleicht sich Kramer nicht. In zehn Jahren würde sich der ambitionierte
Kunsthistoriker gern als „europäische Instanz“ sehen. (Das Gespräch führte
Barbara Freitag / APA)
MOYA Museum of Young Art |