27.06.2003 16:08
Neue Runde im alten Streit hinter den Mauern des
MQ
Mieter organisieren sich jetzt selbst - harsche
Kritik am Agieren der Betriebsgesellschaft unter Waldners Leitung - Foto
Wien - Die Präsentation der Erfolgsgeschichte nach zwei Jahren
Betrieb im Museumsquartier (MQ) verlief eher kurios. Am Freitag ging es Schlag
auf Schlag im eskalierenden Streit um mangelnde Organisation, null
Kommunikation, Hick-Hack um Plakate und Marketing, nicht nachvollziehbare
Abrechnungen oder um den nicht funktionierenden Kartenverkauf.
Abriss der
Ereignisse: Nach der Präsentation der einen (VP-Ministerin Elisabeth Gehrer und
MQ-Chef Wolfgang Waldner über ihren Erfolg mit einem Besucherplus von 44
Prozent), formierten sich Gegner zum Widerstand in der Nebenhalle. Und zwar
geballt: Neun Vertreter der namhaftesten und größten Mieter auf dem Areal -
unter anderen Architekturzentrum, Tanzquartier, Kunsthalle, Festwochen, Zoom-
Kindermuseum - übten massive Kritik an Waldner. Noch während der
Gegenveranstaltung ließ Waldner deren Aussagen schriftlich dementieren und
vereinnahmte Edelbert Köb, den Leiter des Museums Moderner Kunst, für sich im
Streit. Aber: Köb fand sich zeitgleich - im Wort gemäßigt, aber in eindeutiger
Position - auf dem Podium der Kritiker.
Das Spektakel spiegelt exakt die
Zustände im MQ wieder. Die Kritik entzündet sich am Agieren der
Betriebsgesellschaft unter Waldners Leitung. Waldner ist gleichzeitig
Kulturmanager und Betriebsmanager, was etwa Dietmar Steiner (Architektur) und
Wolfgang Wais (Festwochen) für unvereinbar halten. Sie fühlen sich von Waldner
in ihrer Arbeit behindert. Es würde nur die Dachmarke "MQ" gepusht, aber nicht
der Standort und seine inhaltlichen Angebote. Wais geht als einziger soweit, den
Rücktritt Waldners zu fordern.
Stillstand droht
Wie die
Zusammenarbeit unter diesen Bedingungen in den nächsten Monaten funktionieren
soll, kann sich im Moment niemand vorstellen. Weder werden die Nutzer noch
Waldner das MQ verlassen. Waldner hat erst kürzlich seinen Vertrag verlängert
bekommen.
Zuallererst setzen die MQ-Mieter eigene organisatorische
Maßnahmen. Bettina Leidl von der Kunsthalle Wien präzisierte: Es wird ein
eigenes Leit- und Informationssystem aufgebaut. Die neun protestierenden
Institutionen zahlen ab sofort für Mitarbeiter, die in den verzweigten Höfen
unterwegs sind, um Besucher über Orte und Veranstaltungen zu informieren. Sie
tragen T-Shirts mit "Info" drauf, zudem fungiert die "e-basis" als
Infocenter/Eingang Burggasse. Organisiert hat man sich bereits Infotafeln
außerhalb des MQ, um Besucher von außen ins Innere zu locken. Ein eigenes
Ticketservice wurde aufgebaut. Eine Neuerung, die Waldner am Freitag ebenfalls
präsentierte. (DER STANDARD, Printausgabe vom 28./29.6.2003)