Hauptausgabe vom 20.04.2002 - Seite 009
NEW YORK: Öst. Kulturforum wurde eröffnet

Jenseits der Lederhosen

Großer Andrang bei der gestrigen Eröffnung des Österreichischen Kulturforums in New York. Das 20-stöckige Gebäude von Architekt Raimund Abraham (68) war teilweise mit bis zu 400 Leuten - das absolute Maximum - gefüllt. Ein Musik-Marathon, gestaltet vom Klangforum Wien sowie den Soundarchitekten Christof Cargnelli und Peter Szely, beendete erst weit nach Mitternacht den Eröffnungstag.

Der aus Osttirol stammende und seit 30 Jahren in New York lebende Raimund Abraham hat für eine nur sieben Meter schmale Baulücke in Manhattan dieses Bauwerk entworfen, dessen spektakuläre Architektur bereits auf große Resonanz gestoßen ist.

Das Magazin "The New Yorker" lobt die Konzeption des schmalen hohen Gebäudes in der 52. Straße: "Splitter-Gebäude sind üblicherweise mittelmäßige Appartement-Häuser, die auf die Grundstücke von winzigen Stadt-Häusern gezwängt werden. Das Österreichische Kulturforum ¼ ist das erste ,Splitter-Gebäude`, das eine ernsthafte Architektur darstellt. Das schmale Grundstück ist brillant genutzt ¼"

"Die Österreicher wollten ein Gebäude, das ein klischeefreies Bild ihres Landes zeigt", meint der "New Yorker". Das größte "visuelle Drama" stelle die Front des Hauses mit Glas und Zink-Platten dar, die "den Himmel schneiden".

Der Leiter des Kulturinstituts, Christoph Thun-Hohenstein, wird in einer Dienstwohnung an der Spitze des Gebäudes wohnen und in seinen Büro-Räumlichkeiten Gastgeber einer wöchentlichen Kultur-TV-Sendung sein, berichtet "Wallpaper". Die Pläne für das Kulturforum: eine Programmgestaltung jenseits aller Österreich-Klischees. Obwohl Thun-Hohenstein ein großer Bewunderer der Wiener Philharmoniker sei und auch den Film "Sound of Music" gesehen habe, gebe es noch andere sehr wichtige Aspekte im österreichischen Kunst- und Kulturleben: "Unsere Aufgabe ist es, all dies besser bekannt zu machen. Damit die Lederhosen vergessen werden. Und die Dirndln."

Die fast zehnjährige Entstehungsgeschichte des Baus war von Querelen und Verzögerungen geprägt. Zuletzt gaben die von budgetierten 27 Mio. Euro auf 34,3 Mio. Euro angewachsenen Baukosten in einem Rechnungshof-Rohbericht Anlass für Kritik.


© Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.