Ein Weltstar der Kunst: Trauer um Cy Twombly
KARL HARB ROM, NEW YORK (SN). Die Sammlung Brandhorst in München hat für Cy Twomblys Lepanto-Zyklus (2001) eine eigene, zwölfeckige Raumarchitektur geschaffen. Mit der Eröffnung des Museums 2009 ist hier ein Raum von atemberaubender Intensität entstanden. Das Dutzend Gemälde, die die Seeschlacht bei Lepanto zum Ausgangspunkt von expressiven Farbexplosionen nehmen, die trotz ihrer Abstraktion eine greifbare, unmittelbar ergreifende Geschichte erzählen, repräsentiert paradigmatisch den weltkünstlerischen Rang des Malers, Zeichners, Fotografen und Bildhauers, der am Dienstag in Rom im Alter von 83 Jahren gestorben ist. Die Sammlung besitzt mehr als 60 Arbeiten des US-Amerikaners aus allen Gattungen und zeigt bis 10. Juli noch in einer Sonderausstellung eine faszinierende Auswahl des eigenwillig „malerischen“ fotografischen Werks von Cy Twombly.
1928 im Universitätsstädtchen Lexington in Virginia geboren, hatte Twombly das Glück, dass seine Eltern die künstlerischen Neigungen förderten. Das war nicht selbstverständlich in den Südstaaten der 1930er-Jahre, erst recht nicht für den Sohn eines Profisportlers. Der Vater wurde nach einem Baseballspieler „Cy“ genannt, und der Spitzname ging auf den Sohn über, der eigentlich Edwin Parker Twombly Jr. hieß.
„Cy“ nahm schon als Teenager Kunstunterricht. Im Studium in den 1940er-Jahren befasste er sich, damals nicht unbedingt populär, intensiv mit dem deutschen Expressionismus und dem Dadaisten Kurt Schwitters. Dabei traf der Virginier einen anderen jungen Mann aus den Südstaaten, der ihm in der Neugier auf alles Neue glich: Robert Rauschenberg, später ein Hauptvertreter der Pop Art. Beide studierten und arbeiteten zusammen, bereisten die USA, Europa und Nordafrika und blieben lebenslang Freunde.
Wild wirkten Twomblys Arbeiten, hart und klar. Oft waren es nur dunkelgraue Striche auf weißem Grund, helle Bahnen auf dunkler Leinwand. Wenn er mit Farben arbeitete, mussten sie leuchtend sein, am besten rot, auch gelb oder hellgrün. In seiner Heimat waren Twomblys Abstraktionen für viele eher Kritzelei als Kunst. Erst in den 1980er-Jahren stieg dort das Interesse und 1994 feierte ihn das New Yorker Museum of Modern Art in einer Retrospektive. Twomblys Werke erzielten fortan Millionenpreise, jetzt war er, der jahrzehntelang in Italien lebte und arbeitete, ein Star.
Außerhalb der Sammlung Brandhorst in München zeigte das Museum Moderner Kunst in Wien 2009 rund 200 Arbeiten erstmals in Österreich. In Salzburg erhielt Twombly 1996 den Boeckl-Preis.