Kühle Gruppen, wilde Berliner und Buffalo Bill
Schenkung. 25 Werke schenkte Galerist Thaddaeus Ropac dem Salzburger Museum der Moderne. Niemals hätte sich das Museum diese Werke selbst leisten können.
GUDRUN WEINZIERL SALZBURG (SN). Ein außerordentlich nobles Geburtstagsgeschenk zum 25-Jahr-Jubiläum seiner weltweit erfolgreichen Galerie hat Thaddaeus Ropac dem Museum der Moderne in Salzburg gemacht. Museumsdirektor Toni Stooss durfte bei Ropac und in den Ateliers der Künstler wählen: 25 Werke von 16 international renommierten Künstlern wechselten in die Sammlung des Museums auf dem Mönchsberg.
Mit einem Wert von rund 860.000 Euro ist dies die größte Schenkung an das Museum. Damit vergleichbar ist nur die große Schenkung von Friedrich Welz Ende der 1970er-Jahre, die zur Gründung des Rupertinum führte.
Das jährliche Ankaufsbudget des Museums beträgt nur ein knappes Zehntel des nunmehr geschenkten Wertes. Direktor Stooss nennt diese Zuwendung ein „Wunder hier auf Erden“. „Da ein Museum nicht nur den Zweck des Präsentierens, sondern auch des Sammelns und Bewahrens hat, will man Werke auch besitzen. Georg Baselitz und Anselm Kiefer konnten wir in Ausstellungen zeigen, jetzt aber besitzen wir auch Werke von ihnen. Andererseits bekommt das Haus nun Künstler oder Arbeiten, die bereits bestehende Gruppen ergänzen“, sagte der Museumsdirektor bei der Vorbesichtigung der Ausstellung mit den Schenkungen am Freitag.
Der Bestand an Werken Hubert Scheibls wird durch das Gemälde „Buffalo Bill“ und die Papierarbeit „Shadows and Tatoos g“ erweitert. Stooss, nach seinem liebsten Werk befragt, nennt die beiden metallisch glitzernden lebensgroßen Fiberglas-„Mushrooms“ von Sylvie Fleury.
Neben der Genferin Fleury wurden aus der Schweiz der Künstler Not Vital und zwei fluoreszierende Actionpaintings von Lori Hersberger ausgewählt. Dem tradierten Hauptaugenmerk der Sammlung, das Menschenbild seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu zeigen, wird mit den figurativen Arbeiten von Lisa Ruyter – einer in Österreich lebenden Amerikanerin – und dem „wilden“ Berliner Bernhard Martin – entsprochen. In Martins „Schwindel“ vermischen sich Figuration, Comic und werbegrafische Elemente zu einer barocken Welt von Gegenwart und Vergangenheit, von Traum und Realität. Mensch und Raum verbinden sich bei Markus Schinwald zur irritierenden Bild-Installation. Der gebürtige Salzburger verändert – jeweils nur geringfügig – historische Porträts und zieht den Betrachter hinein in sein Szenario der Manipulation.
Ebenfalls Salzburger ist Josef Schwaiger. Von ihm wurden zwei großformatige Leinwände mit den Titeln „#197“ und „#194“ geschenkt. Ihr abstraktes lineares Fließen vertikaler Streifen erinnert an Landschaften, die mit der nostalgischen, impressionistischen Fotolandschaft Elger Essers von „Saint-Valery-en Caux“ korrespondieren.
Im benachbarten Raum trifft sich die „kühle“ Gruppe des Neo-Geo: Gerwald Rockenschaub, Imi Knoebel, Erwin Wurm, begleitet und szenisch belebt durch die einzige Filmarbeit der Schenkung, die aus zwölf Videos bestehende Videoinstallation „Arbeiter verlassen die Fabrik in elf Jahrzehnten“, ein Hauptwerk von Harun Farocki aus dem Jahr 2006.Die Schenkung Thaddaeus Ropac ist im Museum der Moderne bis zum 24. Februar 2010 zu sehen.