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Ist „Best of“ nur der „Rest of“?

„Best of Austria?“ Im Spannungsfeld von Pro und Contra diskutierten am Mittwoch im Linzer Kunstmuseum Lentos Roman Sandgruber, Präsident des Verbundes oberösterreichischer Museen, Kulturjournalistin Angelica Bäumer, Lentos-Direktorin Stella Rollig und Linz09-Intendant Martin Heller mit OÖN-Kulturchef Bernhard Lichtenberger.

Mit ihrer Auswahl von Werken aus 30 österreichischen Museen und Sammlungen erhitzt sie die Gemüter: die Linz09-Ausstellung „Best of Austria“, seit Jänner im Kunstmuseum Lentos zu sehen. „Eine Provinzposse“, die Museumsdirektoren in ihrem Selbstverständnis vorführe, zitierte Moderator Bernhard Lichtenberger einige Reaktionen der Medien.

Vorwürfe, denen die Diskutanten mit dem zahlreich erschienenen Publikum hitzig und streckenweise witzig nachspürten. Wobei vor allem zwei Aspekte zusehends in den Mittelpunkt rückten: neben einem unterschiedlichen Zugang zu Kunst vor allem ein missverständlicher Ausstellungs-Titel, der falsche Erwartungen wecke und so Enttäuschungen heraufbeschwöre.

„Best of Austria“ sei „die Wiege des Mittelmaßes, angereichert mit ein, zwei Spitzenwerken“, übte Roman Sandgruber Kritik am Ergebnis „konzeptlosen Sammelngehens“. Die Museen hätten beliebige Werke, aber nicht ihre besten geschickt.

Der Titel? Ein „Etikettenschwindel“: „Ich komme mir vor wie in der Fleischmafia. Man sagt ,Best of Austria’, und in Wirklichkeit kommt es aus der ganzen Welt“, wetterte der Präsident des Verbundes oberösterreichischer Museen.

„Gerade dass keine Blockbuster zu sehen sind, fasziniert mich“, konterte Angelica Bäumer. Die Ausstellung habe sie „heiter und neugierig“ gestimmt. Lentos-Leiterin Stella Rollig hingegen beklagte den „verdammten Minderwertigkeitskomplex von Linz, nicht das Beste erhalten zu haben“. Dafür habe man das Persönliche individuell ausgewählter Werke erhalten.

Ein nicht alles entscheidendes, doch manches erhellende Stichwort lieferte der Linz09-Intendant: „Das Spielen, die Neugier“ seien ihm wichtig: „Die Maßstäbe der Kunst können sich ändern.“ Was „ein Teil der Freude am Spiel“ sei.

Eine Sicht, die auch Bäumer teilte, die „dem Überintellektualisieren von Kunst und dem hypertrophen Kunstmarkt“ den Kampf ansagte.

Die Lösung: ein Untertitel?

„Zwei Zugänge zu Kunst, begründet in einem Generationenkonflikt?“, mutmaßte Heller. Was Sandgruber heftig dementierte, den Linz09-Intendanten in die „Ecke des Gefühls“ verbannte und sich selbst in jene der Wissenschaft.

Daran hatte Heller lange „zu kauen“, wie er dem Auditorium eingestand. Um sich dann elegant aus der Affäre zu ziehen: Das Gefühl sei „die einzige Brücke für Nicht-Wissenschaftskundige zur Kunst“. Den Titel „Best of Austria“ müsse man „halt auch als Spiel sehen“.

Was viele bislang nicht so sahen: Der Titel sei „eine Provokation, die man dem Publikum mitteilen hätte müssen“, so ein Zuhörer. Gar wurde der Verdacht laut, das Spielerische sei eine schlüpfrige Ausrede, um die gute, doch gescheiterte Absicht der Ausstellung zu vertuschen.

Im Lauf des Abends nähert man sich einander dann doch an: Ein Spiel, das schon, doch solle es „ernst genommen werden“, sagte Bäumer.

Der Linz09-Intendant gab dem Publikum sogar eine Spielanleitung mit auf den Heimweg: Wer die Ausstellung besucht, der frage sich: Welches für ihn sei das beste der „besten Werke“ …

„Das Spiel ist in Ordnung. Nur sagen Sie, dass Sie spielen. Machen Sie doch einen Untertitel“, riet ein Zuhörer. Ob damit die „Best of“-Debatte ein Ende hätte? Schade wär’s.

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