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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
03. Oktober 2008
16:26 MESZ

Nora Schoeller, "21 Reportagen". Interviews von Ruth Horak, Einleitung von Monika Faber. € 29,- / 208 Seiten.


Die Welt durch den Sucher sehen
"21 Reportagen" - Was machen Fotografen, wenn sie nicht fotografieren? Sie recherchieren, archivieren, bereiten vor, sammeln, kümmern sich um den Druck

Sie suchen Ergänzung, Ausgleich, Kontakte, Distanz. Sie machen alles Mögliche. Nora Schoeller, selbst in diesem Beruf tätig, hat sich unter 21 Kollegen umgeschaut und bildlich festgehalten, wie ein typischer Tag im Studio oder auch unterwegs aussieht. Die Kuratorin und Kunsthistorikerin Ruth Horak hat mit ihnen gesprochen, über ihren Zugang zum Metier, ihre Geschichte, Perspektiven, Probleme und Erfolge.

Das Ergebnis sind 21 Reportagen, eine Anthologie von Werkstattberichten und Porträts, die Leistungsschau eines Querschnitts der gegenwärtigen österreichischen Fotoszene - und zugleich selbst ein Beispiel für hervorragende Reportage. Gut drei Generationen und alle Genres lassen Schoeller/Horak auftreten, die Architekturspezialistin Margherita Spiluttini ebenso wie den Magnum-Veteranen Erich Lessing, den jungen rasenden Reporter Paul Kranzler und die vielseitige und umtriebige Elfriede Mejchar, die schon in den Fünfzigerjahren ihre Mitkünstler porträtiert, also gewissermaßen das vorliegende Projekt vorweggenommen hat.

Damals, erinnert sie sich, wurde sie ihrerseits von Ernst Fuchs gemalt. Die Erinnerungen des Dauerreisenden Paul Albert Leitner kreisen eher um Hotels - die billigen "sind die schönsten und fotogensten .... Am schlechtesten sind die Designhotels" . Und Lessing relativiert das große Tamtam um die digitale Revolution, der er (wie einige weitere der künstlerisch Orientierten in diesem Band) skeptisch gegenübersteht. Ob sich etwas am Medium geändert habe? "Nein. Man schaut durch den Sucher, schaut sich die Welt an, drückt auf den Knopf und hofft, dass es scharf ist." Wie die Foto-Kuratorin Monika Faber im Vorwort festhält, schwankt Schoeller angesichts der gegenwärtigen Aussichten zwischen Resignation und Bewunderung: Den internationalen Durchbruch schaffen die wenigsten. Doch es gelingt den meisten, in dem "Nichts" weiterzuarbeiten und sich sogar zu entwickeln. Die Reportagen belegen es. (Michael Freund, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 04./05.10.2008)

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