Istanbul Now heißt die Ausstellung, die fast zeitgleich zur seit 1987 stattfindenden Istanbul Biennial (bis 4. 11.) für zeitgenössische Kunst stattfindet und einen kleinen Ausschnitt des lebendigen und sehr aussagekräftigen Kunstschaffens in der Stadt am Bosporus zeigt.
Selda Asal, 1960 in Izmir geboren, zeigt in der Ausstellung mit überwiegendem Frauenanteil das Musikvideo Nice Kids: Darin lässt sie Jugendliche, die mit ihren Familien aus anderen Regionen zugewandert sind, von ihren Träumen erzählen. Wie sehr beeinflusst diese der tägliche Überlebenskampf und wie sehr "kriecht die Angst in ihre Seelen"? – Ungeschminkte Blicke auf den Alltag in einer Millionenmetropole wirft auch Burcu Perçin, die in den ungeordneten Un-Orten, dort wo sich Abfall stapelt oder gebaut und verladen wird, die elektrisierende Struktur der Stadt erkennt.
Zwei weitere Positionen in der sehenswerten, vielfältige künstlerische Impulse vorstellenden Ausstellung stammen von Seda Hepsev und Nazif Topçuoglu. Letzterer spielt mit der recht abgeklärten Ansicht, jeder Mensch trüge das Böse von Anbeginn mit sich herum. Und Hepsevs erhöht die Kontraste ihrer Bilder so weit, dass sie einen surrealen, Charakter erhalten. (kafe /DER STANDARD, Printausgabe, 20.09.2007)