Salzburger Nachrichten am 10. April 2006 - Bereich:
Proteste gegen Kreuzigungsperformance in Salzburg
Eine "Kreuzigungsperformance" der polnischen Künstlerin Dorota
Nieznalska am Karfreitag sorgt in Salzburg für Aufregung: Die als
Koproduktion der "Tanzimpulse Salzburg" und der "Arge Kultur Salzburg"
angekündigte Prozession mit dem Titel "ER-Lösung?" bezeichnete Erzbischof
Kothgasser am Montag als "arge Provokation für den christlichen Glauben
und die religiösen Gefühle sehr vieler Menschen". Die "Kreuzigungsperformance" soll am Karfreitag aus dem Kirchenbezirk
im Stadtzentrum zum Gelände der "Arge Kultur" im Nonntal führen. Die
Einladung zeigt eine nackte Frau am Kreuz. In der "Prozession" soll Dorota
Nieznalska neben dem Kreuz gehen, bevor sie im Nonntal nackt an das Kreuz
gebunden wird. "Kunst und Kultur brauchen Freiheit", betonte der Erzbischof. Es sei
aber auch zu hinterfragen, ob solche Freiheit "religiöse Grundwerte in so
eklatanter Weise verletzen darf". Dies gelte umso mehr, als die
Veranstaltung genau am Karfreitag stattfinden soll. Die Performance sei
eine "Nachäffung" ernsthaft gelebter religiöser Zeichen, Symbole, Begriffe
und Verhaltensweisen und bedeute eine "Verhöhnung der Grundwerte
christlichen Glaubens". Gegen die Performance hatte es auch seitens der Politik Kritik gegeben.
So hat der Zweite Landtagspräsident Michael Neureiter (ÖVP) in einem
Schreiben an die Bundespolizeidirektion Salzburg darauf verwiesen, dass
nach seiner Meinung die von den Veranstaltern als "Glaubensprozession"
angemeldete "Performance" tatsächlich ein "Provokationszug" und nach dem
Veranstaltungsgesetz am Karfreitag nicht möglich ist. Laut Salzburger
Veranstaltungsgesetz ist am Karfreitag und am Heiligen Abend die Abhaltung
von Veranstaltungen verboten, die "den Charakter dieser Tage stören oder
die religiösen Gefühle der Bevölkerung zu verletzen geeignet sind". |