Kühne Gestaltung

"Dieser Messerschmidt war ein sehr merkwürdiger Künstler. Ein großer Exzentriker, der besonders heutige zeitgenössische Künstler sehr interessiert", so Michael Krapf, Leiter des Barock-
museums und Kurator der Schau.


Franz Xaver Messerschmidt (1736 - 1783) gilt als Pionier der Selbstdarstellung in der Bildenden Kunst. Nachdem er sich als Gestalter zahlreicher Plastiken im Auftrag des Kaiserlichen Hofes in Wien einen Namen gemacht hatte, durchbrach er die Grenzen des repräsentativen Barock-Porträts.

An der Schwelle zum Klassizismus schuf er seine berühmten "Charakterköpfe", denen oft sein eigener zu Grunde liegt. Im Barockmuseum des Unteren Belvedere sind bis 9. Februar kommenden Jahres rund sechzig seiner Werke zu sehen.

Ein großer Exzentriker

"Diese Ausstellung kann ja eigentlich nur hier statt finden", meinte der Direktor der Österreichischen Galerie Belvedere, Gerbert Frodl bei der Präsentation. Denn das im Unteren Belvedere befindliche Barockmuseum besitzt selbst eine große Sammlung von Messerschmidt-Plastiken. So wäre es nicht schwer gewesen, "einen repräsentativen Überblick über sein Werk zu vermitteln".

Durch "Charakterköpfe" berühmt

Zum hauseigenen Bestand des Barockmuseums gehören Hauptwerke des Künstlers, wie die ganzfigurigen Darstellungen von Maria Theresia als Königin von Ungarn und Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, sowie auch Reliefs von Joseph II. und seiner ersten Gemahlin Maria Isabella von Parma. Ergänzend dazu sind die Bildnisbüsten von Gerard van Swieten, Franz Christoph von Scheyb und Herzog Albert von Sachsen-Teschen zu sehen. In ihrer Kompromisslosigkeit und Nüchternheit ebneten sie Messerschmidts Weg zu einem radikalen frühen Klassizismus.

Vor allem aber ist der Bildhauer für seine "Charakterköpfe" berühmt, die wegen ihrer für damals kühnen und aggressiven Gestaltung zu den bedeutendsten skulpturalen Leistungen der Aufklärung zählen. Diese beschäftigten den Künstler von etwa 1770 bis zu seinem Tod 1783 in Pressburg, wohin er sich nach Ende seiner offiziellen Karriere, als Sonderling verschrien, zurückgezogen hatte.

Ausbildung in München und Graz

Messerschmidt wurde 1736 auf der Schwäbischen Alb geboren. Seinen ersten Unterricht erhielt er von seinen beiden Onkeln, Johann Baptist Straub in München und Philipp Jakob Straub in Graz. An der kaiserlichen Akademie in Wien ist Messerschmidt ab 1755 nachweisbar. Seine Professoren waren Jakob Schletterer und Matthäus Donner. Bis 1774 bekleidete er selbst das Amt eines Substitutsprofessors für Bildhauerei.

Im selben Jahr wurde er bei der Neuvergabe der Professur seiner "merkwürdigen Gesundheit" wegen übergangen und vorzeitig pensioniert. Seither arbeitete er - nach einer psychischen Erkrankung, deren Charakter bis heute umstritten ist - mit seltener Konsequenz und Ausschließlichkeit an den Charakterköpfen. Diese reichen von den antikischen physiognomischen Studien bis zu den später immer konvulsiver werdenden Köpfen, die oft am "Selbstbildnis" orientiert sind.

Tipp:

Ausstellung F. X. Messerschmidt, bis 9. Februar 2003, Barockmuseum des Unteren Belvedere der Österreichischen Galerie, Informationen: 01/79 557-134.

Radio &sterreich 1