Lorbeer

Teresa-Bulgarini-Preis 2010 an Michael Sailstorfer

07. Mai 2010, 18:37

Wien - Es war eine spontane Idee mit weitreichenden Folgen: Erschüttert vom plötzlichen Tod seiner Freundin und Kollegin Teresa Bulgarini-Hohenlohe im Jahr 2007, initiierte der Salzburger Galerist Nikolaus Ruzicska einen ihr gewidmeten Preis für zeitgenössische Kunst; Ruzicska ist neben Bulgarinis Eltern und anderen privaten Förderern Hauptsponsor der mit 15.000 Euro dotierten Auszeichnung für Künstlerinnen und Künstler unter fünfzig.

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Erste Preisträgerin war im Jahr 2008 die Österreicherin Carola Dertnig, voriges Jahr wurde die aus Leizpig stammende Künstlerin Christiane Baumgartner ausgezeichnet. Heuer wählte die Jury, der neben Bice Curiger, Yilmaz Dziewior, Christiane Meyer-Stoll, Bettina Leitgeb, Nicolas Stemann und Nikolaus Ruzicska auch die Standard-Kunstkritikerin Anne Katrin Feßler angehörte, den aus Bayern stammenden Objektkünstler Michael Sailstorfer. Obwohl erst 31 Jahre alt, werden seine Werke bereits seit gut einem Jahrzehnt weltweit ausgestellt, u.a. 2008 im New Yorker Museum of Modern Art. Die Jury lobte seine "Auslotung und Erweiterung des traditionellen Skultpurbegriffes" , der Künstler selbst spricht davon, die "materielle Skulptur" mit "einer Zeitachse" zu versehen. Und überhaupt: "Es ist immer besser, wenn eine Skulptur nicht ausdrücklich nach Kunst aussieht."

Gleich gar nicht nach Kunst sah ein Areal in der rheinischen Stadt Pulheim aus: Sailstorfer vergrub dort im vergangenen Oktober Goldbarren im Wert von 10.000 Euro und lud die Öffentlichkeit ein, nach Gold - und Kunst - zu graben.

Nichts offenbart sich auf den schnellen Blick: Das Schlagzeug war früher ein Polizeiwagen; Laternen fliegen als Sternschnuppen in den Himmel. Unverkennbar die Herkunft des Materials: Es ist die alltägliche Welt, in die der Sohn eines Bildhauers eingreift, sie demoliert, neu arrangiert. Und die zum Teil bizarren Objekte um Geräusche und Gerüche erweitert.

Eindruckvolles Beispiel etwa die Installation Zeit ist keine Autobahn aus dem Jahr 2005: Ein an die Wand montierter, sich beharrlich drehender Autoreifen scheuert lärmend und stinkend seinen gesamten Gummibelag ab. Die Idee zu dieser Installation sei ihm, so Sailstorfer, beim Anblick eines Reifenlagers gekommen.

Montagabend wird Sailstorfer den Teresa-Bulgarini-Preis in Wien entgegennehmen: neben 15.000 Euro auch eine Skulptur aus Vintage-Lego des Österreichers Manfred Erjautz. (Susanne Fuchs, DER STANDARD/Printausgabe, 08./09.05.2010)

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