text breit  text schmal  
drucken 
Bilder keine Bilder

derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
15. September 2005
12:09 MESZ
Von Olga Kronsteiner

Mumok
ab 7. Oktober 
Foto: Wojda
Bernhard Frizes "Stoop" von 1997, eines der Sammlungs-Highlights, die im Mumok zu sehen sein werden.

Minimalismus statt Urlaub
Highlights aus der Privatsammlung von Sigrid und Franz Wojda im Mumok

Ihre Liebe zur Kunst entdeckten Sigrid und Franz Wojda um 1970. Anfang der Achtzigerjahre steigerte sich die Liebhaberei zur Sammelleidenschaft. Ab 7. Oktober kann man Highlights aus ihrem Bestand im Mumok bewundern.


Wien - Sie sind gebürtige Kärntner, feiern demnächst ihren 40. Hochzeitstag und haben zwei Kinder sowie eine Sammlung aktueller Kunst großgezogen: Die Welt des Artifiziellen interessierte Sigrid und Franz Wojda schon während ihrer Schulzeit, Pflege und konsequente Erweiterung brachte das Erwachsenenleben.

Der erste Ankauf fällt in das Jahr 1970, eine Lithografie Arnulf Rainers, damals noch höchst kontroversiell aufgenommen - sowohl ganz allgemein, als auch innerhalb der Familie. Auf etwas mehr als 5000 Schilling beziffert Franz Wojda das für Wasserwelt II investierte Budget. Damals ein Monatsgehalt, das auch Urlaubswünsche oder andere Bedürfnisse einer vierköpfigen Jungfamilie gestillt hätte.

Im Laufe der Jahre wurden die finanziellen Schmerzgrenzen natürlich andere. Die jüngste Überwindung, ein Siebdruck von Helmut Federle, schmückt sonst das heimische Esszimmer und ist demnächst im Mumok zu bewundern.

Wie viele Werke das Ehepaar mittlerweile sein Eigen nennt? "Ein paar Hundert werden es schon sein", wie ja nicht die Anzahl, sondern das zugrunde liegende Konzept ausschlaggebend sei. Auktionshäuser zählen nur punktuell zum Jagdgebiet der Wojdas, die Beutezüge in Galerien und bei Kunstmessen bevorzugen.

Die hinter einem Erwerb liegende Informationsbeschaffung war und ist ein zu wichtiger Aspekt: für den Prozess des Auflesens malerischer Positionen österreichischer Kunst, vorerst sporadisch und ab Anfang der 80er-Jahre systematisch, und schließlich für die Neuausrichtung und gleichzeitige Internationalisierung des Sammlungsfeldes. Letztere datiert Mitte der 90er-Jahre. Das Schlüsselerlebnis: "Die Begegnung mit reduktivistisch-konzeptuellen Tendenzen im Rahmen einer Führung von Edelbert Köb, damals Vizerektor der Akademie", erinnert sich Franz Wojda.

Die von Rosemarie Schwarzwälder aufgebaute Sammlung der Erste Bank faszinierte spontan und sorgte - im Anschluss an Ringel, Peter Pongratz, Alfred Hrdlicka, Eduard Angeli oder Maria Lassnig, deren 1986 erworbenes Mariechen unter dem Tollkirschenbaum noch heute zu einem zentralen Werk der Sammlung zählt - für eine Neuausrichtung.

Minimalistisches

Der Umkehr folgte als programmatisches Statement der sofortige Ankauf von Arbeiten von Alan Charlton, Helmut Federle, Joseph Marioni und Günter Umberg. Seit 1994 liegt der Fokus auf minimalistischer, konzeptueller und analytischer Kunst.

"Minimale Ausdrucksweise schafft enorme Effekte - und in dieser Verfahrensweise der Reduktion sehe ich Parallelen wie Entsprechungen zu meinem beruflichen Wirken: Auch dort geht es vielfach darum, mittels abstrakter Modelle die äußerst komplexen Phänomene der Wirtschaft und Gesellschaft abzubilden und möglichst einfach darzustellen", erklärt Franz Wojda, abseits der mit seiner Frau geteilten intensiven Sammelleidenschaft, Vorstand des Instituts für Managementswissenschaften an der TU-Wien.

Ab 7. Oktober (bis 27. November) führt ihre Auswahl im Zuge der Mumok-Ausstellung - Entdecken und Besitzen. Einblicke in österreichische Privatsammlungen - durch 30 Jahre heimisches mit Internationalem gespicktes Kunstschaffen. (DER STANDARD, Printausgabe, 15.09.2005)


© 2005 derStandard.at - Alle Rechte vorbehalten.
Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.