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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
18. Februar 2005
19:00 MEZ
Von
Colette M. Schmidt

Service

"Elfie Semotan" im Bild- und Tonarchiv des Landesmuseum Joanneum von 18.2. bis 1.5.2005. geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 10.00 - 20.00 Uhr.

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museum-joanneum.at

 
Foto: STANDARD

Fotografierte Würde unter glatten Oberflächen
Elfie-Semotan-Schau im Joanneum in Graz

Graz - "Mode ist sehr wichtig, aber die Modelle sind noch wichtiger für mich." Elfie Semotan fotografiert seit mehr als dreißig Jahren Models für Magazine wie Vogue, Allure, Cosmopolitan oder Harpers Bazaar, aber auch Schauspieler, Künstler und andere Persönlichkeiten aus dem internationalen Kunstbetrieb. In ihrer ersten großen Personale Elfie Semotan am Landesmuseum Joanneum in Graz, die am Donnerstag eröffnet wurde, findet man viele Arbeiten, die diesen Respekt und das Interesse der heute 63-jährigen Fotokünstlerin gegenüber ihren Modellen deutlich machen.

Böse Mädchen

Die Gesichter und die Körper wurden von der gebürtigen Oberösterreicherin nicht abgebildet, um schön zu sein – sie erzählen auch Geschichte und offenbaren den Teil der Menschen, der meist nicht auf geschminkten Oberflächen klebt. Und manchmal erzählten die Bilder auch mehr, als es Auftraggebern und Modellagenturen lieb war: Die Serie Bad Seed aus 2003 zeigt eine Kindfrau im Lolita-artigen Matrosenoutfit, in deren Gesicht Wut und Trotz sich mit Laszivität mischen, bevor sie eine Puppe von sich schleudert.

Das Modell erfreute Semotan mit Ausdrucksstärke und Kooperation, doch die Fotos blieben bis zum jetzigen Abdruck im Katalog unveröffentlicht: "Ich habe sie so gezeigt, wie ein Mädchen nicht zu sein hat, nämlich böse. Das wollten die so aber nicht sehen." Ansonsten habe Semotan aber selten Probleme mit Auftraggebern gehabt, wenn doch, sei es erst gar nicht zu Fotos gekommen. Die Würde der Frauen ist immer ein zentraler Punkt: "Ich muss das Gefühl haben, dass das, was ich mache, für mich und für die fotografierte Person in Ordnung ist."

Ihren Durchbruch als Modefotografin erlebte Semotan, die als Modedesignerin in Wien ausgebildet wurde und selbst einige Jahre als Modell in Paris arbeitete, Ende der 70er-Jahre mit ihrer Plakatserie Trau dich noch für Palmers, die von Feministinnen nicht gerade als würdevoll eingeschätzt wurde. Dass Semotan für den selben Wäschekonzern auch Männer in Unterwäsche abbildete, passte wiederum einigen andern Leuten nicht. "In der Arbeit gab es für mich keinen Unterschied", erinnert sich die Fotografin.

Beispiele für die Breite von Semotans Schaffen, die bestätigt, sich immer auch von der bildenden Kunst beeinflussen zu lassen, gibt es in der Ausstellung einige: Eine Erdäpfel schmeißende – von Anna und Bernhard Blume inspirierte – Claudia Schiffer, Frauen in sinnlich, opulenten Posen der Serie Pre Raffaeliten oder sehr persönliche Porträts. Allen voran jene von Kurt Kocherscheidt und Martin Kippenberger. Mit beiden war Elfie Semotan verheiratet. Präsentiert werden auch der Designer und Auftraggeber Helmut Lang, eine nachdenkliche Elfriede Jelinek, eine am Boden herumkugelnde Maria Lassnig, oder Wolfgang Bauer und Jörg Schlick, die wie Gangsterbosse durch Grazer schreiten.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19./20.2.2005)


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