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04.09.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von FLORIAN STEININGER


Galerie Contact. Wie schon mit der Präsentation von Gottfried Fabian, ist es der Galeristin erneut zu verdanken, daß mit Friedrich Aduatz ein weiterer Pionier des österreichischen Informels mit einer erlesenen Werkauswahl aus Leinwand- und Papierarbeiten gewürdigt wird. Schon 1947/48 schuf Aduatz erste abstrakte Kompositionen, also ein paar Jahre früher als die ungegenständlichen Zentral- und Vertikalgestaltungen von Arnulf Rainer, die als Marksteine der Geburt der österreichischen abstrakten Kunst nach dem II. Weltkrieg bewertet werden. Dennoch: Bei Aduatz spürt man in all seinen Werken einen Hauch von Klassizität, eine Verbundenheit mit der Klassischen Moderne, so wie es etwa Wotruba in der Bildhauerei war. Aduatz changiert stetig zwischen gestisch-konstruktiver Abstraktion und Annäherungen an den Gegenstand. Dabei lassen sich Verwandtschaften zur Figuration von CoBrA und der Art Brut festmachen. Überzeugend in der feinen Linienführung und im "Spinnen" dunkler Netze sind seine zeichnerisch ausgelegten Köpfe, Tempel und Maschinen. Die Zeichnung bildet ein festes Gerüst, Verankerung für das flächig Malerische und den Kolorit. Ein Klassiker zwischen alter und neuer Zeitrechnung in der österreichischen Moderne des 20. Jahrhunderts. (I., Singerstraße 17; bis 28.September)

Galerie Hilger. Oliver Dorfers Gestaltungsstrategien haben sich stark verändert. Seine früheren Werke waren geprägt von massiven Figuren und archetypisch anmutenden Gerätschaften in dunkler Massivität, sehr stark grafisch ausgerichtet. Nun ist das obskure Dunkel einer helleren Farbpalette gewichen, die Figurationen sind zarter und transparenter, das Bild gleicht einer durchsichtigen mehrschichtigen Haut. Ihre Motive generieren eine narrative Ebene, die sich abseits einer in sich geschlossenen, rational nachvollziehbaren Geschichte entwickeln. Waren Dorfers frühere Arbeiten Zeugnisse einer archetypischen, historischen Welt, so strahlen die neuen Bilder eine modernere Haltung aus. Das zeigt sich besonders in der rationalistischeren konstruktiveren Gestaltung vieler Motive, die aus "Modulen" zusammengebaut werden. Jedoch wird ein Cross Over mit dem Computer oder mit der Anwendung von naturwissenschaftlichen Symbolen, Einheiten und Motiven vom Künstler abgelehnt. Eine spannende Weiterentwicklung vom dunklen Grafischen ins luminös Malerische. (I., Dorotheergasse 5; bis 24.September)



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