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10.07.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von FLORIAN STEININGER


Galerie Exner. Die getroffene Auswahl von Ölbildern, Papierarbeiten und Druckgraphiken zeigt Günther Förgs facettenreiche Strategien über einen malerischen und zeichnerischen Diskurs über die abstrakte Kunst in der Moderne. Diese Reflexion beinhaltet zum einen dezidierte Zitate, zum anderen eigene Hervorbringungen voller Dichte und Spannung. Förg schafft mit grobem "Farbanstrich" Werke, die auf Barnett Newmans monochrome Felder mit vertikalen vibrierenden Strichen anspielen, oder bezieht sich auf den Raster als formales Paradebeispiel der abstrakten Kunst, wie etwa bei Mondrian. Dieser Bezug wird jedoch sogleich gebrochen, indem Förg die Strenge des Konstruktiven durch gestische Liniensysteme relativiert. Neben einer bravourösen Bleiarbeit überzeugen besonders auf den ersten Blick unscheinbare Kaltnadelradierungen, nachträglich vom Künstler koloriert: Feine Strukturen der ausfransenden Linie in Kombination mit den transparenten malerischen Flächen. (I., Rauhensteinstraße 12; bis 31. Juli)

Galerie Charim und Galerie Hilger (artLab). Semiotic Landscapes, von Dorota Monkiewicz aus dem Nationalmuseum Warschau kuratiert, präsentiert polnische und österreichische Positionen, die über Zeichensprachsysteme im gesellschaftlichen Kontext reflektieren. Zeitlich wurde mit Beiträgen von Künstlern aus den späten sechziger Jahren eingesetzt, deren Agieren eng mit konzeptionellen und aktionistischen Aspekten in Verbindung stand. Valie Export etwa wandelt die gleichnamige Zigarettenpackung in ihr eigenes Kunstprodukt um. Aus Smart wird Valie. In einem weiteren Beispiel markiert sie mit Hilfe ihres Körpers öffentliche Orte, wie etwa Gehsteige und Hausecken. Zofa Kulik führt ein "Archiv der Gesten" vor Augen, in dem in einer Art Alphabetsystem seine Körperhaltungen bestimmte Aussagen transportieren: Die Stellung des Schreitenden oder die Himmelfahrt Christi mit drapiertem Lendentuch. Im Bereich der Malerei bezieht sich Christina Breitfuß direkt auf den öffentlichen Gesellschaftsraum, der durch bestimmte semiotische Systeme festgelegt ist. Ihre malerischen Beiträge verfaßt sie in schnappschußartigen Gemälden, die etwa Passanten beim Telephonieren oder auf U-Bahnsteigen darstellen. Andreas Leikauf bedient sich in seinen Bildern Phrasen und Redewendungen, die abgedroschen erscheinen, oder im Sinnlosen versanden. (I., Dorotheergasse 12; bis 27. Juli)



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