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vom 12.03.2007 - Seite 011
WIEN: Zwischenkriegs-Kunst

Das "Malschiff" hat in Künstlerhaus

und Bildband angelegt

VON MAGDALENA MIEDL

Hübsche Blumen, Gesichter, Landschaften - eine publikumsfreundliche Präsentation. Arbeiten österreichischer Künstler der Zwischenkriegszeit sind derzeit anlässlich der Kunst- und Antiquitätenmesse bis 17. März im Wiener Künstlerhaus zu sehen. Titel der Ausstellung: "Das Malschiff". So nannte sich eine Gruppe von Malern um Franz von Zülow, Ferdinand Kitt, Lisel Salzer, Josef Dobrowsky und andere, die internationale Strömungen wie Impressionismus, Expressionismus, Fauvismus und Kubismus aufnahmen und weiterentwickelten.

Neue Publikation

Es ist eine oft nicht ernst genommene Kunst, die hier auch durch die gleichnamige Publikation des Linzer Kunsthistorikers Bernhard Barta neu in Erinnerung gerufen wird. Barta beschäftigt sich besonders mit den gesellschaftlichen Verbindungen zwischen den Malern, Schauspielern und Literaten, die im noch multikulturellen Wien der Zwanziger- und Dreißigerjahre lebten und arbeiteten. Eine Reihe von Anekdoten veranschaulicht die fruchtbare Atmosphäre der damaligen Zeit.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlagerten viele Künstler ihr Schaffen aufs Land, insbesondere ins Mühlviertel und Salzkammergut. Eines der wichtigsten Zentren war das oö. Hirschbach, wo das Ehepaar Zülow ein Wochenendhaus besaß. Schriftsteller wie Hilde Spiel und Ernst Toller gehörten dem Kreis ebenso an wie Zwölftonkomponist Josef Mathias Hauer und Architekt Josef Hofmann. In dieser beschwingten Atmosphäre entstanden leichtfüßige Arbeiten, die vielfach sogar ins Karikatureske gehen und philosophische und künstlerische Überlegungen spielerisch verarbeiten.

Die Sehnsucht nach dem Schönen, das Festhalten des Sommeraugenblicks und die Verdrängung schmerzhafter Erinnerungen und Ahnungen dürften bei vielen Arbeiten bestimmende Momente gewesen sein.

Zülow-Grafik aus "Malschiff" (Schütz/Barta)


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