Ihre Farbe ist seit Anfang der Neunzigerjahre
Rot in allen Schattierungen und vor allem "höchsten Stufen." Diese
Farbe überzieht alle Bilder, Gegenstände und dominiert auch die Fotos
und Aktionen der Künstlerin. Ihr Kurator Dieter Ronte, aber auch Carl
Aigner in seinem Katalogtext, sehen dies als österreichischen Hang zum
Gesamtkunstwerk und als roten Faden durch ein Leben, das wie ein Roman
die Kunst in den Alltag einbaut und dessen Kapitel durch rote Fäden
verbindet.
Vor allem aber hat sich Ona B. mit einem
wahlverwandten chinesischen Künstler, Cang Xin, zu einigen Fotoaktionen
verbunden: Resultat sind große Aufnahmen auf Leinwand, gedruckte
Umgarnungen mit einer roten Fahne. Dabei stehen sie an der Chinesischen
Mauer und blicken nach Westen und Osten – jeder in die Richtung der
Heimat des anderen.
Die Farbe des Glücks
Und dann gibt es noch die in China allerdings nicht gezeigte
Installation: "In Bed with Mao", in der Cang Xin und Ona B. in einem
Doppelbett sitzen bzw. liegen, an den Wänden hängen Maoplakate, auf
zwei Bücherborden stehen viele Maobibeln als weitere rote Akzente neben
der Kleidung und dem Bettzeug. Erotik als Mittel zur politischen
Aufarbeitung?
Rot bedeutet jedoch in China nicht Erotik und Lebensimpuls wie bei
uns, sondern Glück. In der Mitte des Raumes hängt ein roter Ring, den
man wie ein altes Pissoir mit sichtbar bleibenden Füßen betritt, um die
Fortsetzung der Geschichte im Inneren allein zu besichtigen. Einige
Titel erinnern an die Arbeit mit der Frauengruppe "Die Damen" zwischen
1987 und 1992, vor allem an die verstorbene Birgit Jürgenssen, so
"Mallory's Sleep" und die vielen Schuhfetische.
Ona B. ist aber auch mit ihrem gesamten Schlafzimmer ins
Künstlerhaus eingezogen, natürlich ist das "secret Boudoir" rot und aus
einem rot gepolsterten Kasten geklappt, die Kleidungsstücke dazu bieten
Glitzerstoffe aller Art, die Stühle, rot gepolstert, laden Voyeure ein.
Ein großer Pinsel hängt wie ein Kinderspielzeug über den Kopfpolstern –
die Malerei hat ihre Wichtigkeit behalten, überall sind auch die
neo-expressiven Leinwände untergemischt, nur die größte Installation
mit in roten Stoff eingenähten Rennruderboten steht wie große
Buchstabezeichen für sich.
Einsatz des Körpers
Ona B. beeindruckt ohne Zweifel nicht nur durch rote Konsequenzen
und Einsatz ihres Körpers – schon der Aufgang zur Ausstellung unter dem
langen Rock ihres roten Aktionskleides lässt auch Frauen an Angenehmes
denken, so etwa an die Großmuttergeschichte von Günther Grass in der
"Blechtrommel." Wir alle unter Onas Rock wie behütet von einer
Schutzmantelmadonna der Künste? Die übermalten Cut-Outs und Werbesujets
auf Notenständern sprechen neben dem Selbsttherapeutischen aber
durchaus soziale Strukturen an und gerade in diesen Arbeiten ist sie
besonders stark.
Ona B.
Kurator: Dieter Ronte
Künstlerhaus
Zu sehen bis 11. Feb. 2007
Für Rot-Fans faszinierend.
Mittwoch, 20. Dezember 2006