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Kunstberichte

Neuigkeiten von der roten Ona

Künstlerhaus Obergeschoss: Ona B. zeigt in einer beeindruckenden Schau Fotoaktionen und Installationen
Illustration
- „Ona in the Secret Boudoir“ (2004) von Ona B., zu sehen im Künstlerhaus.  Foto: Marianne Greber, VBK Wien 2006

„Ona in the Secret Boudoir“ (2004) von Ona B., zu sehen im Künstlerhaus. Foto: Marianne Greber, VBK Wien 2006

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Ihre Farbe ist seit Anfang der Neunzigerjahre Rot in allen Schattierungen und vor allem "höchsten Stufen." Diese Farbe überzieht alle Bilder, Gegenstände und dominiert auch die Fotos und Aktionen der Künstlerin. Ihr Kurator Dieter Ronte, aber auch Carl Aigner in seinem Katalogtext, sehen dies als österreichischen Hang zum Gesamtkunstwerk und als roten Faden durch ein Leben, das wie ein Roman die Kunst in den Alltag einbaut und dessen Kapitel durch rote Fäden verbindet.

Vor allem aber hat sich Ona B. mit einem wahlverwandten chinesischen Künstler, Cang Xin, zu einigen Fotoaktionen verbunden: Resultat sind große Aufnahmen auf Leinwand, gedruckte Umgarnungen mit einer roten Fahne. Dabei stehen sie an der Chinesischen Mauer und blicken nach Westen und Osten – jeder in die Richtung der Heimat des anderen.

Die Farbe des Glücks

Und dann gibt es noch die in China allerdings nicht gezeigte Installation: "In Bed with Mao", in der Cang Xin und Ona B. in einem Doppelbett sitzen bzw. liegen, an den Wänden hängen Maoplakate, auf zwei Bücherborden stehen viele Maobibeln als weitere rote Akzente neben der Kleidung und dem Bettzeug. Erotik als Mittel zur politischen Aufarbeitung?

Rot bedeutet jedoch in China nicht Erotik und Lebensimpuls wie bei uns, sondern Glück. In der Mitte des Raumes hängt ein roter Ring, den man wie ein altes Pissoir mit sichtbar bleibenden Füßen betritt, um die Fortsetzung der Geschichte im Inneren allein zu besichtigen. Einige Titel erinnern an die Arbeit mit der Frauengruppe "Die Damen" zwischen 1987 und 1992, vor allem an die verstorbene Birgit Jürgenssen, so "Mallory's Sleep" und die vielen Schuhfetische.

Ona B. ist aber auch mit ihrem gesamten Schlafzimmer ins Künstlerhaus eingezogen, natürlich ist das "secret Boudoir" rot und aus einem rot gepolsterten Kasten geklappt, die Kleidungsstücke dazu bieten Glitzerstoffe aller Art, die Stühle, rot gepolstert, laden Voyeure ein. Ein großer Pinsel hängt wie ein Kinderspielzeug über den Kopfpolstern – die Malerei hat ihre Wichtigkeit behalten, überall sind auch die neo-expressiven Leinwände untergemischt, nur die größte Installation mit in roten Stoff eingenähten Rennruderboten steht wie große Buchstabezeichen für sich.

Einsatz des Körpers

Ona B. beeindruckt ohne Zweifel nicht nur durch rote Konsequenzen und Einsatz ihres Körpers – schon der Aufgang zur Ausstellung unter dem langen Rock ihres roten Aktionskleides lässt auch Frauen an Angenehmes denken, so etwa an die Großmuttergeschichte von Günther Grass in der "Blechtrommel." Wir alle unter Onas Rock wie behütet von einer Schutzmantelmadonna der Künste? Die übermalten Cut-Outs und Werbesujets auf Notenständern sprechen neben dem Selbsttherapeutischen aber durchaus soziale Strukturen an und gerade in diesen Arbeiten ist sie besonders stark.

Ona B.

Kurator: Dieter Ronte

Künstlerhaus

Zu sehen bis 11. Feb. 2007

Für Rot-Fans faszinierend.

Mittwoch, 20. Dezember 2006


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