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19.08.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Vom Hipster zum Hip Hoper
VON JOHANNA DI BLASI
Ausstellung Köln. Mit Plakaten und Platten-Covers durch 50 Jahre Jugendsubkultur.

I
f you're going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair", sang Scott McKenzie 1967. Der "Sum mer of Love" und mit ihm die Hippie-Bewegung strebten dem Höhepunkt zu. Livemusik, Lightshows, LSD machten die "Dances" zu kollektiven Ekstasen. Die Konzerte begannen bereits auf der Plakatwand: Mit phosphoreszierenden Farben, Flimmereffekten und wabernden Buchstaben bewarben die Clubs ihre Veranstaltungen.

Über 1000 Plakate, Flyer und Plattencover erinnern im Museum für Angewandte Kunst in Köln an das Wiederaufleben der Plakatgrafik in den sechziger Jahren. Neben psychedelischen Postern enthält "Got the Look" Exkurse in die Welt von Jazz, Beat, Punk sowie Beispiele einer überraschenden Renaissance psychedelischer Motive in der elektronischen Musikkultur der Gegenwart. So macht heute der Grafiker Frank Kozik mit bizarren Siebdruck-Postern für Bands aus den Bereichen Modern Rock, Noise- und Crunch-Music auf sich aufmerksam.

Wer die Zeit nicht selbst erlebt und auch keine Soft-Pop-Plattensammlung geerbt hat, wird sich verwundert die Augen reiben: Jugendstil pur, die charakteristischen Schriftzüge der Wiener Werkstätte und verträumte Klimt-Frauen begegnen einem bei kalifornischen Hippie-Bands wie "Grateful Dead" und "Jefferson Airplaine", nur sind die Farben greller als im Wien um 1900.

Einen zweiten "Summer of Love" sehen manche im Aufkommen von Acid-House 1987. Bei den Techno-Raves der Berliner "Love Parade" der neunziger Jahre schluckte man statt LSD die Liebesdroge Ecstasy und trug wieder Blumen im Haar. Ein später Nachklang der bis zur Unleserlichkeit aufgequollenen, biomorphen Schriftzüge der Hippie-Ära findet sich in den "Tags", den optischen Duftmarken der Graffiti-Sprayer. Der Museumsbesuch wird zum Trip durch 50 Jahre Jugendsubkultur: von den Hipstern über die Hippies zu den Hip Hopern. Zu den Plakaten sind über Kopfhörer Live-Mitschnitte der jeweiligen Konzerte zu hören.

Eine Vertiefung des Phänomens Psychedelia und seiner Durchdringung unserer Alltagskultur bietet zurzeit auch die Kunst, Design und Film umfassende Ausstellung "Summer of Love" in der Tate Liverpool. Sie wird ab November in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt zu sehen sein - und 2006 in der Kunsthalle Wien.

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