Bregenz (VN-ag)
Die Binsenweisheit "Aller guten Dinge sind drei" hat ausgedient.
Zumindest wenn es nach dem Wiener Künstler Herbert Starek geht. Er
hat vielmehr "Alle Dinge" im Visier, wie er in seiner Ausstellung in
der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz verlauten lässt.
Ach, was wäre es schön, alle Dinge erfassen zu können, wie es
eine Bildtafel vorschlägt. Dass dieser Versuch als stetiges
Probieren aber von vornherein von Aussichtslosigkeit begleitet ist,
manifestiert sich beim 1954 geborenen Herbert Starek in tiefsinnigen
Werken.
Jammertal Leben
Das bedauernswerte Scheitern gleich vorwegnehmend und trotzdem
nicht in Tristesse versinkend, entführt Herbert Starek in einen
Dialog aus Wort und Bild. Dinge, die ihm unterkommen, Gehörtes,
Gelesenes, eine passende Wortkombination stehen als Titel meist am
Beginn einer Arbeit, für die dann eine formal-bildnerische Lösung
gesucht wird. Dabei besteht Handlungsbedarf, denn die vom Künstler
angeschnittenen Themen umfassen "das ganze Jammertal des Lebens"
(Starek). Dazu gehören all die großen und kleinen Dinge und Undinge,
so wichtig und nichtig wie das Leben selbst. Von Farbflächen
strahlende Sätze wie "Das Leben ist bitter" oder "Die Kunst ist
böse" möchten einen fast verzweifeln lassen. Wäre da nicht dieses
schwungvolle Statement, das mit Galgenhumor Hoffnung verheißt und da
sagt: "Ich bin der beste Tänzer der Welt."
Die Freiheit, Egoist zu sein
"Eine geringfügige Untertreibung", meint ironisch der Künstler,
für den Präzision zum Handwerk gehört. Das war schon so, als er noch
gemalt und gezeichnet hat. Mittlerweile spielt sich der Großteil
seiner Tätigkeit hinter der Fotokamera und am Computer ab. Ist ihm
deshalb das Wort in seiner unbedingten Schärfe so wichtig?
Gekennzeichnet durch eine gewisse Kopflastigkeit, ein inhaltliches
Übergewicht, erfolgt die Umsetzung der Werke zwar sehr ästhetisch,
doch nimmt sich der Künstler bewusst die Freiheit "Egoist" zu sein:
"Ich beschäftige mich nur mit dem, was mich interessiert . . ." In
zarten Strukturen, die sich als Schatten niederschlagen, in
akribisch inszenierten Fotos wird klar: das letzte Wort ist längst
nicht gesprochen, das letzte Bild nicht gemalt.