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Hauptausgabe vom 13.12.2002 - Seite 006
LINZ: "Hunde-Kunst" von Peng Hung-Chih im O.K

Wau, Wuff, Wedel, Bell ¼

VON IRENE JUDMAYER

Nervenzerreißend ist das Getöse, das da urplötzlich losbricht. Dabei war es doch nur ein kleiner Schritt, den man sich in Richtung Raumesmitte bewegte! "Wä! Wäh-wä-wä-wä-wä-wä!!!!!!!!!!! wä-wä-wäähhh!!" - tönt es aus 3000 Plüschhundkehlen. Durchmischt mit dem Rattern von 12.000 strampelnden Plüschhundbeinen, von 3000 wedelnden Plüschhundschwänzen, von 3000 auf und zu klappenden Plüschhundmäulern.

Klingen tut es ja, als würde sich Dantes Inferno mitten in den Großen Saal des Linzer O.K - Centrums für Gegenwartskunst entladen. Dabei ist dieses riesige Hundeobjekt nur der Kernpunkt einer neuen Ausstellung. Einer Ausstellung, zu der Sie (falls vorhanden) unbedingt Ihren Nachwuchs mitnehmen sollten, er wird begeistert sein. Denn die zentrale Figur der Präsentation ist "Little Danny", ein Plüsch-Dalmatiner "Made in Taiwan". Der junge taiwanesische Künstler Peng Hung-Chih, aktueller "artist in residence" im O.K, verwendet ihn für seine erfrischend ironische Auseinandersetzung mit westlichen Kunst-Ikonen.

"Ich wollte schon als kleines Kind unbedingt einen Hund!" - erzählt Peng Hung-Chih den OÖN: "Aber wenn ich danach fragte, sagte mein Vater, dass Hunde stinken und dreckig sind!" So wurde der Hund für Hung-Chih zu einer Art Fetisch: "Ohne erotische Phantasien!"

Seine Phantasien kreisen vielmehr um die Zwiespältigkeit, mit der man in seiner Heimat Hunden begegnet: Haushunde werden vergöttert, Straßenköter bestialisch umgebracht. Hung-Chih nutzt den Hund ("dog", umgekehrt "god") als Projektionsfläche für seine - bei allem Witz höchst prägnanten - sozial- und kulturkritischen Auseinandersetzungen. Denn so amüsant die einzelnen Bereiche der Ausstellung wirken mögen, so tief gehen sie in Wirklichkeit.

Die Verwendung des Massenprodukts "Little Danny" ist ein ideales Symbol für Konsumgier, für Ausbeutung und Täuschung. Hung-Chih verstärkt es durch Zitate aus der westlichen Kunstgeschichte. Vom griechischen Laokoon, den er flugs in ein Hundekostüm steckt, über bizarre Videos, von Jeff Koons bis hin zu Objekten, in denen der Akteur/ Betrachter ganz leicht "auf den Hund" kommen kann.

Eine Ausstellung mit 100 % Wedel-Garantie. Made in Taiwan. Wau, Wuff, Wedel, Bell ¼

O.K (Linz): bis 2. 2., Info: 0732 / 78 41 78, www.ok-cca.aec.at


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