Transparenz: Bussi und baba

War die Secession unter diesem von einer neuen Führung einst siegreich ausgegebenen Motto vor meiner Abreise gerade noch in eine vielversprechende Zukunft aufgebrochen, scheint ihr der Titel der aktuellen Hauptausstellung „Großes Bauerntheater“ mittlerweile ins güldene Krauthappel gestiegen zu sein.

Die 2006 auch nicht ganz ohne Wienerische Dolch- und Schleiertänze zur Präsidentin gekürte Barbara Holub scheint in die Herrscherinnenrolle schneller hineingewachsen als geahnt: Nach einem knappen Jahr fühlte sich der Vorstand bereits schlecht informiert und zu autoritär geführt. Also eigentlich alles klar im Staate Österreich. Wäre nicht plötzlich Schockierendes geschehen: Es wurde zurückgetreten! Vom Großteil des Vorstands sogar. In Bawag-Desaster-City müsste zu einem solchen Zeitpunkt eigentlich die Pummerin läuten.

Wer jetzt in pathetischer Ekstase schon das Demokratieverständnis unter Künstlern preisen will, dem sei diese Peinlichkeit erspart: Denn (selbst) auf Präsidentinnen ist immer noch Verlass, obwohl Holub derart das Misstrauen ausgesprochenen wurde, denkt sie anscheinend nicht an Rücktritt.

Einem anderen, so speziell unaussprechbar österreichischen Transparenz-Exzess wurde während meiner Absenz auch auf Schloss Herberstein gefrönt, wo Belvedere-Chefin Agnes Husslein-Arco eine Kooperation mit dem Hause von Freundin Andrea, Gräfin Herberstein, verkündete. Womit wir jetzt endlich wissen, warum Land und Bund vor zwei Jahren zwei Mio. Euro für ein Gironcoli Museum in einem oststeirischen Tierpark haben springen lassen: Damit das Belvedere dort Waldmüller zeigen kann. Dieser soll jetzt dabei helfen, in Herberstein „eine Plattform für moderne Kunst“ (Pressetext) zu schaffen. Eh klar. Bussi und baba.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2007)