Salzburger Nachrichten am 14. Oktober 2005 - Bereich: Kultur
Rückschlag für Roland Haas Land Salzburg streicht
ein Drittel des Geldes für ein Vorzeigeprojekt
Thomas HödlmoserSalzburg (SN). Als hätte die Kunstuniversität Mozarteum
nicht schon genug interne Probleme, kürzt das Land Salzburg jetzt auch
noch das Budget für das Forschungsnetz "Mensch und Musik". Von den 250.000
Euro, die die Wissenschaftsabteilung der Landesregierung zugesagt hat,
sollen vorerst nur 170.000 ausgezahlt werden. 80.000 Euro werden
einbehalten. Das Netzwerk "Mensch und Musik", in das auch die Paracelsus
Medizinische Privatuniversität und die Paris-Lodron-Universität Salzburg
eingebunden sind, ist das Vorzeigeprojekt der Kunstuniversität Mozarteum.
Wichtigstes Ziel ist die Erforschung der Wirkung von Musik auf den
Menschen. Hauptverantwortliche dafür sind Rektor Roland Haas sowie
Hans-Ullrich Balzer als wissenschaftlicher Leiter. Die Landesregierung begründet die Kürzung damit, dass das Mozarteum
eine entscheidende Voraussetzung nicht erfüllt habe. So hätten Haas und
Balzer als Partner ein österreichisches Industrieunternehmen finden
müssen. Dieses hätte auf Grundlage der Forschungen aus dem Mozarteum ein
medizintechnisches System für die Musikwirkungsforschung herstellen
sollen. Nach einem Jahr gibt es noch immer keinen Partner. "Das Mozarteum hat
den vereinbarten Zeitplan nicht eingehalten", sagt Gerfried Brandstetter,
der Leiter der Wissenschaftsabteilung des Landes Salzburg. "Deshalb musste
der Antrag geändert werden." Die Unternehmen, die in Frage gekommen wären, hätten abgesagt, sagte
Balzer den SN. "Wir haben die geeignete Firma in Österreich nicht
gefunden. Wir sind aber weiter auf der Suche." Dass das Land das Geld jetzt einbehält, stößt im Mozarteum auf
Unverständnis. "Wir hätten gehofft, dass die Mittel nicht sofort
zurückgezogen werden; ich hätte vom Land mehr Geduld erwartet", sagt
Balzer. Jetzt werde man versuchen, die verlorene Subvention des Landes
über andere Fördermittelstellen aufzutreiben. Weitere Kürzungen stehen im Raum Derzeit ist jedoch nicht einmal klar,
ob die verbleibenden 170.000 Euro gesichert sind. "Es ist noch nicht das
letzte Wort gesprochen", sagt Brandstetter. Weitere Rückforderungen seien
denkbar. Dass ein Teil des Projektes "in der Luft" hängt, ist einer der Punkte,
die dem Rektor von seinen Kritikern vorgeworfen werden. Wie berichtet, hat
Haas Ende September nach internem Druck erklärt, per Ende des Jahres
zurückzutreten. Roland Haas wies im SN-Gespräch am Donnerstag die Vorwürfe entschieden
zurück. "Wir haben mit 15 Firmen geredet. Was sollen wir noch tun?"
Außerdem sei "Mensch und Musik" trotz der Kürzung ein Erfolgsprojekt. "Wir
haben in den vergangenen Jahren dafür mehr als eine halbe Million Euro an
Drittmitteln lukriert." Friedrich Urban, der Vorsitzende des Universitätsrats, wollte sich zu
den Kürzungen nicht äußern. Er bestätigte aber, dass das Thema mehrmals im
Universitätsrat besprochen worden sei. |