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Erbin vieler Kunst-Baustellen

Seit Oktober managt Elisabeth Zanon die Tiroler Landeskultur. Eine große Herausforderung für die gelernte Ärztin.

TT: Sie haben von Ihren Vorgängern als Kulturlandesräte viele Baustellen geerbt. Wie ist der Baufortschritt?

Zanon: Es stehen viele Entscheidungen an. Etwa die Neuordnung der Museumslandschaft. Mit dem, was derzeit im Landes- bzw. Volkskunstmuseum geschieht, bin ich nicht zufrieden. Ich habe den Leitungsgremien bis Juni eine Frist eingeräumt, mir Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten.

TT: Kommt dann die Dachgesellschaft für die Museen?

Zanon: Das werden die Verhandlungen zeigen. Das Landesmuseum in eine GesmbH zu zwingen, ist schon rein rechtlich unmöglich. Aber ich habe Verhandlungen mit dem Verein Tiroler Landesmuseum aufgenommen, deren Ziel es ist, dem Land als Hauptfinanzier des Museums ein Mitspracherecht inhaltlicher Art zu sichern. Das Landesmuseum ist ein Vielspartenmuseum mit wunderbaren Sammlungen unterschiedlichster Art. Und mir tut es unendlich Leid, dass viele dieser einzigartigen Dinge nie das Depot verlassen. Das allein ist schon ein Grund, über eine Neukonzeption der Museumslandschaft nachzudenken.

TT: Bedeutet dies, dass etwa die moderne Kunst in ein eigenes Museum ausgelagert werden soll?

Zanon: Für mich ist die Frage nach einem Haus der Kunst kein Politikum, sondern eine ganz pragmatische: Sollte eine Durchleuchtung der Museumslandschaft ergeben, dass für zeitgenössische Kunst nicht genügend Raum da ist, muss man über ein eigenes Haus der Kunst nachdenken. Ein Tabu darf es in keine Richtung geben.

TT: So ein Haus der Kunst war bisher immer Sache der Stadt Innsbruck. Wird es nun zur Landessache?

Zanon: Das muss sicher eine Kooperation sein, die Stadt kann dies allein nicht machen. Denn ein Haus der Kunst kann nicht nur eine spektakuläre Architektur bedeuten, sondern man muss sich von Anfang an überlegen, wie bespielt und betreibt man es, wie sichert man seine Finanzierung. Eine Entscheidung sollte noch heuer getroffen werden, denn geredet wird darüber schon zu lange.

TT: Lässt das Land das Haus der Völker sterben?

Zanon: Das Land kann die Chesi-Sammlung nicht kaufen. Aber wenn die Stadt Schwaz den Betrieb übernimmt, stellt das Land das Haus zur Verfügung.

TT: Die Chesi-Sammlung hätte zwei Millionen Euro gekostet, für die Landesausstellung 2005 gibt man für zwei Monate ein Vielfaches aus. Stimmen da die Wertigkeiten?

Zanon: Die Landesausstellung wurde vor meiner Zeit beschlossen. Das Thema, das hier behandelt wird, halte ich allerdings schon für sehr spannend. Und das Galtürer Alpinarium wird auch über die Landesausstellung hinaus bleiben. Welche Berechtigung Landesausstellungen generell heute noch haben, wird man sich aber sicher überlegen müssen.

TT: Stimmt es, dass LH van Staa das neue Landhaus freihändig künstlerisch ausgestalten wird?
Zanon: Ja, der Landeshauptmann hat dies zur Chefsache gemacht. Er wird die Kunst aber nicht selbst aussuchen, sondern dazu hat er eine kompetente Fach-Jury eingesetzt.

TT: Eine weitere "Baustelle" ist die Kunstuniversität.

Zanon: Ich habe eine private Beraterfirma beauftragt, ein Konzept über die struktuellen Möglichkeiten einer Kunstuniversität zu entwickeln. Dieses soll Entscheidungsgrundlage für die Umsetzung meiner Visionen dienen. Denn es ist sicher zu wenig, das Konservatorium auf universitäre Ebene zu stellen bzw. Kunsterzieher auszubilden. Mein erklärtes Ziel ist eine universitäre Einrichtung, die eine Art Alleinstellungsmerkmal im deutschsprachigen Raum hat und an der man nicht vorbeikommt.

TT: Innsbruck ist für Künstler ja offensichtlich interessant, wie die große Zahl der Bewerber für den Posten des Musikdirektors zeigt.

Zanon: Ja, für mich ist das ein ganz klarer Beweis dafür, dass Innsbruck attraktiv ist.

TT: Stichwort Erl. Liegt der von Ihnen geforderte Entschuldungsplan inzwischen vor?

Zanon: Eine Entschuldung kann es nur im Rahmen des Budgets geben. Daran wird sich nichts ändern.

TT: Die Stadt Innsbruck sichert größeren Kulturveranstaltern Drei-Jahres-Verträge zu. Zieht das Land nach?
Zanon: Das Land ist ein äußerst verlässlicher Partner für Kulturveranstalter. Vom Grundsatz her geben auch wir Veranstaltern die Zusage für längerfristige Förderungen. Doch die Mittel werden generell weniger. Und um sie richtig einzusetzen, werden in den kommenden Monaten sämtliche Subventionsposten des Landes evaluiert werden. Denn einmal Subvention - immer Subvention wird es zukünftig nicht mehr geben. Wir müssen ganz klare Prioritäten setzen.
2004-05-18 16:35:35