Die Dimensionen sind wie gewohnt monströs: 262 Galerien
aus Europa, Nord- und Lateinamerika, Asien, Australien zeigen bei der
weltweit wichtigsten Messe für moderne bis zeitgenössische Kunst, der Art
Basel, Werke von über 1000 Künstlern.
Über 50.000 Besucher werden diese mächtige Präsentation
bis 17. Juni erlebt haben. Dann hebt der Kunst-Jet-Set wieder ab und
überläßt das verträumte Basel seinem verdienten Sommerschlaf.
Einen Tag bevor die Galeristen ihre Kojen mit
abschätzenden Blicken zu bewachen beginnen, öffnet eine der größten
Art-Attraktionen ihre Tore: "Unlimited" heißt diese Schau der Superlative,
wo in einer Halle über 60 Werke aufgebaut werden, die den Rahmen einer
klassischen Messepräsentation sprengen würden. Aufwendige Installationen,
tonnenschwere Skulpturen und die unvermeidlichen Dunkelräume für
großzügige Videoprojektionen. Vieles davon wie Pipilotti Rists
"Supersubjektiv" oder Rodney Grahams "City Self", derzeit auch in der
Wiener Kunsthalle zu sehen, ist schon bekannt.
Bei manchem kann die Idee nicht verfliegen, daß es allein
durch die Größe Respekt verdient. Als besonders originell sticht ein mit
Puppen nachgestelltes Altersheim für Superhelden von Gilles Barbier
hervor. Am spektakulärsten gestaltete sich eine Performance von Lori
Hersberger. Mit einem Motorrad raste er über eine weiße Fläche, bremste
hart - die Spuren dokumentieren das Ereignis mit dem für manche heutige
Kunstform so bezeichnenden Titel "Burn out".
Ausgebrannt darf man beim konsumorientierten Rundgang
durch die zwei Geschoße der Kunstmesse allerdings nicht sein. Zu ebener
Erde haben die gewichtigen internationalen Galerien für klassische Moderne
ihre eleganten Kojen bezogen. Hier werden Millionen Euro gegen
Museumsstücke von Künstlern wie Klee, Kokoschka, aber auch der deutschen
Malerfürsten wie Baselitz oder Richter getauscht.
Millionen für Bacon
Die Galerie Marlborough hat ihre Präsentation allein
Francis Bacon gewidmet, Highlight ist ein Triptychon um 10,4 Millionen
Euro. In einem ähnlich hochpreisigen Gebiet findet man sich bei Art Focus:
Ein Ölbild von Fernand Léger (130 x 82 cm) aus 1929 kommt auf satte 6,2
Millionen Euro. Bei einem großformatigen Mark Rothko, den Beyeler
anbietet, bleibt der Preis überhaupt Verhandlungssache.
Interessante Arbeiten des Amerikaners Robert Longo aus
2002 findet man bei der Düsseldorfer Galerie Mayer. Seine neue
"Freud-Serie" wird im nächsten Jahr in der Albertina zu sehen sein. Allein
eine dieser düsteren Zeichnungen ist 90.000 Euro wert. In diesem elitären
Umfeld haben auch die österreichischen Galerien Ropac, Hilger und Nächst
St. Stephan ihren Platz gefunden.
Auf der Spur der acht heimischen Vertreter gelangt man in
den ersten Stock, wo verstärkt zeitgenössische Kunst angeboten wird. Heuer
scheint man hier weniger auf Exzentrik als auf Qualität und
Verkäuflichkeit zu setzen. Eine Auswirkung des für alle Märkte so
verheerenden 11. Septembers? Zwar versichern sowohl Galeristen als
auch Messebetreiber glaubwürdig, daß der Kunstmarkt dadurch keinen Schaden
erlitt, doch der Mut zum Experiment scheint gesunken. Sperrige
Installationen wie von Atelier van Lieshout bleiben eher die Ausnahme.
Beliebt wie je sind großformatige Photoarbeiten. Neben
Porträts, Landschaften sticht immer stärker die künstlerische
Architekturphotographie hervor: Gute Architektur von guten Künstlern wie
Candida Höfer, Thomas Ruff oder Thomas Struth festgehalten, strahlt
zeitlose Eleganz aus und kann in Details und Monumentalität noch
beeindrucken. Andreas Gursky ist von dieser Generation wohl der
international Erfolgreichste. Bereits eine 47 mal 57 cm große Photographie
kommt auf 28.000 Euro.
Relativ günstig sind Filmstills der unzähligen
Videoarbeiten: Für verträumte Gemüter empfiehlt sich Pipilotti Rist. Mit
5200 Euro ist man dabei. Videoarbeiten selbst verkaufen sich naturgemäß
besser an die Museen, deren Direktoren auf der Suche nach Kunst für ihre
Sammlungen oder nach Leihgaben durch die Kojen der Art streifen. Gesichtet
wurden etwa Max Hollein von der Schirn-Kunsthalle in Frankfurt, wie auch
ein glücklich fündig gewordener Klaus Albrecht Schröder von der Albertina.
Krystufek und Gelatin
Gleich neben der renommierten Züricher Galerie Hauser und
Wirth, die Faszinierend-Abstoßendes von Paul McCarthy anbietet, stößt man
auf den Wiener Galeristen Georg Kargl. Er setzt auf etabliert
Österreichisches von Muntean/Rosenblum bis zu neuesten Arbeiten von Elke
Krystufek, in denen sie sich auf ein extremes Hochformat verlegt hat.
Die Galerie Krinzinger hat neben Aktionismus eine schöne
Installation von Tony Oursler im Programm und kann mit Keith Tyson sogar
mit einem Turner-Preis-Nominierten aufwarten. Verstärkung bekommt die
österreichische Kunst von der Züricher Galerie Ars Futura, die sich neben
Krystufek und Erwin Wurm auch über die Gruppe Gelatin wagt.
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