VN Do, 19.7.2001

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Kultur 

Der Planet Erde als Arbeitsfeld

Neue "Space Interactive"-Arbeiten von fasoli m&m in der Galerie c.art in Dornbirn

Dornbirn (VN-ag) Florenz, Venedig, London, New York, Kenia oder Burma - das italienische Künstlerduo fasoli m&m betrachtet den Planeten Erde als Arbeitsfeld.

Digitalisiert, wird das dokumentarische Material, das fasoli von ihren Reisen mitbringen, zum Ausgangspunkt für reizvolle Fotoarbeiten, wie sie derzeit in der Galerie c.art in Dornbirn zu sehen sind. m&m steht nicht als Abkürzung für irgendwelche Vornamen, sondern fur ein gleichberechtigtes "marito & moglie" (Ehemann und Ehefrau).

Paola (geboren 1943) und Giancarlo (geboren 1941, beide in Verona, leben in Trient), wie die beiden mit bürgerlichem Namen heißen, sind also Künstler- und Ehepaar zugleich. Seit 1984 beschäftigen sich die beiden in mehrdimensionaler Beziehung und im ausgedehnten Arbeitsfeld Erde mit dem Verhältnis von Subjekt und Raum. fasoli m&m praktizieren eine Form des Reisens, die mit dem üblichen Abfahren und fotografischen Abklappern von jeweils anders gearteten Lebens- und Kulturräumen als "locations" so gut wie gar nichts gemein hat.

Visualisierte Interaktionen

Am ehesten lassen sich die Reisen, die wochen- oder gar monatelange Aufenthalte als Leben vor Ort beinhalten, noch mit dem Begriff der "Interaktion" beschreiben, weshalb sämtliche Arbeiten von fasoli m&m mit "Spazio interattivo" (interaktiver Raum) übertitelt und lediglich durch die chronologischen Werknummern im Titel konkretisiert werden. Formen der Visualisierung sind neben Aktionen, Performances und Video, in jüngster Zeit vor allem die digitalisierte Fotografie, die fast unbegrenzt Überarbeitungen erlaubt, ja geradezu einlädt zur "Korrektur" oder Auffrischung.

Bestimmt wird nur der Zeitpunkt der Abreise, die Dauer des Aufenthaltes wird zunächst offengelassen. Vor Ort und am Ort bedeutet Leben ein intensives Erleben, wenn sich fasoli m&m als ebenso aufmerksame wie neugierige Beobachter auf die Bildpirsch machen. Angeleitet von der Zufälligkeit von Begegnungen, von der Entdeckung des Gleichen im Fremden, wird das Material erst nach der Rückkehr und aus der Erinnerung des Gesehenen heraus gesichtet, sortiert und vernetzt.

Architektur als Rahmen

Waren es eine (Reise-)Zeit lang die Bilder von Körpern bzw. Körperfragmenten, die die Fotoarbeiten bestimmten, so liefern in den Arbeiten jüngeren Datums in der Galerie c.art jeweils die architektonischen Gegebenheiten eines Ortes quasi den Bildrahmen.

Die Fenster versehen die Künstler dagegen mit digitalen Einsprengseln, die als neue, spannende Füllungen Szenen und Bilder aus einem anderen Kontext einbringen. In einer Bildsprache, die manchmal an David Hockney erinnert, und im kontrastreichen Nebeneinander einer malerisch verschwommen wirkenden Häuserfassade und genau nachgezeichneten "Szenen", wird der Betrachter innerhalb eines Augenblicks durch die offenen Fenster automatisch und unfreiwillig (aber nie ungut) zum Voyeur.

Wenn fasoli m&m nun in Dornbirn ihre sehenswerten Fotos aus Venedig, Florenz, London und New York zeigen, dann hat dies mit den üblichen Erinnerungsfotos, die Zeit und Ort festhalten, so gar nichts mehr zu tun. Es sind vielmehr "Erinnerungsikonen" (Marion Piffer-Damiani), die die beiden für die jeweiligen Orte schaffen.

Arbeit von fasoli m&m: Man wird nie ungut zum Voyeur. (Foto: ag)




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