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Kunsthalle Wien

Im Koks zur Guten Nacht

Anne Katrin Feßler, 26. September 2011 19:36
  • Artikelbild: Ein Ei schlägt ein Loch in die Wand. Hindurchgeschaut bekommt man eins drüber: "The Flat" (1968).  - Foto: Kunsthalle
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    Ein Ei schlägt ein Loch in die Wand. Hindurchgeschaut bekommt man eins drüber: "The Flat" (1968).

Albtraumhaft und bisweilen von skurriler Komik: Die Kunsthalle Wien stellt die surrealen künstlerischen Welten Jan Svankmajers vor

Wien - Freud war es, der das Unheimliche mit dem Heimeligen in Verbindung brachte. Er beschrieb es als das, was passiert, wenn das dunkle Unvertraute plötzlich ins Vertraute einbricht. Und so wohnt auch in Jan Svankmajers Filmen der Grusel in den trauten vier Wänden. Diese richten sich mitunter gegen ihren Bewohner und werden zum irrwitzigen Gefängnis. Oder der Schauder wartet im Kohlenkeller, wo sich, beobachtet von den schreckgeweiteten Augen eines kleinen Mädchens, ein Männlein im Koks zur guten Nacht bettet oder ein Weiblein Kohlekuchen bäckt.

Dem tschechischen Künstler und Trickfilmmacher Jan Svankmajer (geb. 1934) widmet die Kunsthalle Wien ein kleines, düsteres Solo. Sie begleitet, so wie die Schau über Architekt Carlo Mollino, eine größere Retrospektive in Deutschland (Das Kabinett des Jan Svankmajer, Ursula-Blickle-Stiftung, Kraichtal, bis 22. 10.). Der einem seiner Horrorfilme folgende Titel der Schau - Das Pendel, die Grube und andere Absonderlichkeiten -, entführt in surreale Welten, in der arcimboldeske Composite-Wesen aus Knochen, Muscheln und Geweihen den Igel anspannen.

Svankmajers Collagen und skulpturale Arbeiten sind weit weniger bekannt als sein filmisches Schaffen, das etwa Filmemacher wie Tim Burton oder Darren Aronofsky begeisterte. Dass auch Terry Gilliam zu seinen Fans zählt, ist etwa im Flying Circus der Monty Pythons unübersehbar.

"Was auch immer aus meinem Unterbewusstsein kommt, verwende ich, weil es für mich die reinste Form hat." Für Svankmajer ist der Surrealismus nicht einfach Kunst, sondern eine Haltung zum Leben und "eine Reise in die Tiefen der Seele". Oder hinter die Spiegel von Alice im Wunderland: Alice lautet einer seiner Filme von 1988, in der sich die geistige Verwandtschaft zu Lewis Carroll und auch Edgar Allen Poe zeigt. Ein Verhältnis, das er selbst so beschreibt: Wir sind "mental auf derselben Seite des Flusses". (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 27. September 2011)

Kunsthalle Wien, bis 2. 10.

27.09.2011 20:30

das beilagenfoto war bis heute früh noch
spiegelverkehrt eingespeist

27.09.2011 17:23
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schade...

...dass diesem ausnahmekünstler nur eine so kleine ausstellung am rande gewidmet wird. ich fand die schau zwar interessant, aber langweilig gestaltet. ausserdem im umfang äußerst dürftig. konnte eine ausstellung von ihm in prag im rudolfinum sehen, das war ja fast monumental dagegen. trotzdem muss man anerkennend erwähnen, dass herrn svankmajer wahrscheinlich bisher in österreich weitaus weniger aufmerksamkeit zuteil wurde und daher auch die kleinste ausstellung positiv zu bewerten ist. BITTE MEHR DAVON!

27.09.2011 11:20
Leider...

..muss ich sagen, daß die Svankmajer Ausstellung SEHR lieblos (und dürftig, grad mal ein bißchen was über 20 Objekte und Collagen) gemacht und offensichtlich nur als Lückenfüller(ein Monat!!!) konzipiert ist.Außerdem find ich, daß die minimalistische Präsentationsweise im absoluten Widerspruch zu Svankmajers Arbeit steht.
Der Narrenturm wäre sicher ein bessere Kulisse gewesen z.B.

Der durch den Tunnel blickt
27.09.2011 07:11
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Meisterhaft!

Habe "Ailce" vor ungefähr 20 Jahren gesehen und kurz danach eine ausführliche Retrospektive Svankmajers früherer Werke in einem Wiener Programmkino.
Bis heute kann ich mich noch sehr gut an viele Szenen erinnern.
Leute, geht in die Kunsthalle und schaut euch das an!

26.09.2011 21:06

Die Oesterreicher duerfen sich den Verschnitt von deutschen Ausstellungen ansehen? Da bin ich aber gleucklich.

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