Die Ausstellung „Natursehnsucht – europäische Landschaften“ ist ein Projekt der Kulturhauptstädte Linz und Vilnius (Bild) Bild: Antanas Luk?
„Wir möchten eine intensive Achse mit Vilnius öffnen“, sagt Peter Assmann, Direktor der Oberösterreichischen Landesmuseen und Initiator der Kooperation, bei der Eröffnung in Vilnius. Ein Wunsch, der mit der aktuellen Ausstellung einen Höhepunkt, wenngleich nicht den einzigen, erlebt. „Die Ausstellung bezieht ganz Europa mit ein“, sagt Kurator Lothar Schultes vom Linzer Schlossmuseum.
Mehr als 200 Gemälde europäischer Landschaften aus dem 16. bis 20. Jahrhundert zeichnen, nach Regionen gegliedert, ein lebendiges Bild Europas: von der Adria bis zur Nordsee, von den Britischen Inseln bis zum Kaukasus.
Viele dieser Landschaften sind nicht nur Beispiele für den geographischen Facettenreichtum Europas, sondern auch Sehnsuchtsträger und Synonym für Gefühle: „Die Werke symbolisieren Abenteuer, Freiheit, Unendlichkeit, Licht, Wärme und Leidenschaft, aber auch Geheimnis, Düsterkeit und Melancholie“, erklärt Schultes. 56 Bilder aus dem Linzer Schlossmuseum werden noch bis 17. Mai, gemeinsam mit Werken aus Litauen, Estland und Lettland, die Museumswände in Vilnius schmücken. Darunter Hochkarätiges von Jan Brueghel, Albert Zimmermann oder Hermann Mevius.
Von 3. Juni bis 26. Oktober werden hingegen gut 30 Werke aus Vilnius und Kaunas im Linzer Schlossmuseum zu sehen sein. „Die Ausstellung in Linz wird sich im Detail, in ihrem verschieden nuancierten Charakter, von jener in Vilnius unterscheiden“, so der Kurator.
Die ersten Besucher in Vilnius, darunter auffallend viele junge Kunstinteressierte, zeigten sich sehr angetan: „Es ist interessant, die Gemälde aus verschiedenen Regionen zu vergleichen. Wir sind nicht so anders“, meinte eine litauische Besucherin. Wie sie Vilnius09 erlebt? „Wir können teilnehmen an Europa. Das ist schön, etwas ganz Besonderes.“
Ein Blick hinter die KulissenWas jedoch mitunter nicht alle so sehen, wie ein Blick hinter die Kulissen der Ausstellung vermuten lässt. Aus welchem Grund etwa behielt die Moskauer Eremitage nur ein paar Tage vor der Eröffnung die wenigen versprochenen – und von Vilnius bereits versicherten – Leihgaben ein? Ein Seitenhieb der russischen Regierung auf Litauen? Feierte doch das Land just einen Tag vor der Eröffnung, am 11. März, ein besonderes Jubiläum: seine 1990 errungene Unabhängigkeit von Russland.
Auch die verschlungenen Wege der Bürokratie ebneten dem Projekt nicht gerade den Weg: „Zumindest zum Träumen braucht man noch keine Genehmigung“, deutet die Kuratorin aus Vilnius an.
Wer derzeit durch dessen Altstadt schlendert, dem springen zwar die pittoresken Fassaden aus dem Barock, Rokoko, der Gotik wie dem Klassizismus ins Auge. Von der Kulturhauptstadt selbst ist jedoch zumindest bislang wenig zu spüren. Was teils an der Jahreszeit liegen mag, doch nicht nur.
Denn die Wirtschaftskrise hat der litauischen Kulturhauptstadt arg zugesetzt. Wie berichtet, mussten das Budget gekürzt und einige Projekte gestrichen werden. In der Bevölkerung scheint dennoch der Optimismus zu überwiegen (siehe Beitrag unten).