Die fürstlichen Herrschaften aus den Familien
Zollern und Hohenzollern im historistischen Renaissancestil sehen nicht
wie Werke Gustav Klimts aus, doch sie sind es – ebenso wie die Kopie
der Isabella d’Este nach Tizian im Kunsthistorischen Museum.
Alle drei Gemälde kommen aus Schloss
Pelesch in Rumänien und sind Aufträge an die Künstler-Compagnie, deren
Mitglied Gustav Klimt von 1881 bis 1892 war. Ein Atelierunternehmen,
das sich verkaufen musste: Jung und dynamisch boten die
Compagnie-Künstler ihre Arbeit günstig an und versprachen schnelle und
unkomplizierte Durchführung von Aufträgen.
Dies überzeugte sogar den damaligen Regenten Carol I. von Rumänien,
aber auch das erfolgreiche Architektenteam Fellner & Helmer, die
nicht nur an der Wiener Ringstraße beteiligt sind, sondern in Brünn,
Reichenberg, Karlsbad und Fijume (Rijeka) Theater errichteten – mit
Franz Matsch, Gustav und Ernst Klimt als ausstattenden Malern.
Gemeinschaftsarbeiten
Im Rahmen der permanenten Historismusschau des Oberen Belvedere hat
nun Alfred Weidinger – im Zuge der Erstellung eines
Gesamtverzeichnisses – drei Räume um das vielfach unbekannte Frühwerk
Gustav Klimts gestaltet.
Neben dem Malerfürsten Hans Makart etablierte sich ab 1880 das
Künstlertrio. Gefördert wurde es durch seinen Lehrer an der
Kunstgewerbeschule, Ferdinand Julius Laufberger. Mit Makart gemeinsam
waren sie in der Hermesvilla tätig, ihre Beiträge im Kunsthistorischen
Museum beschränken sich nicht nur auf die Zwickelfiguren, auch
Sgraffiti im Hof zählten zu den ihnen bekannten Techniken.
Nach dem Tod ihres Lehrers schlossen sie sich zur Künstler-Compagnie
zusammen. Burgtheater, Palais Sturany, Zierer und Dumba waren weitere
Aufträge. Für das Letztere entstanden die verlorenen Gemälde im
impressionistischen Stil Gustav Klimts wie "Schubert am Klavier."
Selbst für Kunstkenner ist die Händescheidung davor schwer. Ernst
Klimt, von dem viele Zeichnungen wahrscheinlich im Nachlass seines
Bruders untergingen, hat durch seinen frühen Tod das kleinste Werk. Er
ist der detailliertest malende, seine Vorbilder sind, neben den
Nazarenern, die englischen Präraffaeliten und Anselm Feuerbach.
Franz Matsch hat als erster einen starken Hang zum Symbolismus, und
Gustav Klimt selbst zeigt sich in den ersten zwei Jahrzehnten seines
Schaffens, neben Annäherungen an die Modemaler Makart und Feuerbach,
sehr offen für alle Einflüsse. Unter diesen ist der der Franzosen
wesentlich: In seiner Aktstudie von 1880 ist Klimt ganz Théodore
Géricault verpflichtet.
Ende der Compagnie
Das Ende des erfolgreichen Unternehmens der Compagnie kam nicht nur
durch Ernst Klimts Tod 1892, sondern auch durch die heiß umstrittenen
Fakultätsbilder der Universität.
Durch diese Situation und die Ablehnung seiner Professur geriet
Gustav Klimt noch einmal in eine depressive Phase, wie nach dem Tod des
Förderers und Lehrers. Doch mit der Entdeckung seiner Kunst durch Karl
Moll war er nicht nur bald Präsident der Secession, sondern der
Liebling einer der Moderne aufgeschlossenen Klientel: Daher ist es
völlig richtig, mit dem Bildnis der Sonja Knips (1898) die Zäsur zu
ziehen und die Schau hier enden zu lassen.
Gustav Klimt und die Künstler-Compagnie
Kurator: Alfred Weidinger
Oberes Belvedere
Zu sehen bis 2. Oktober
Das vielleicht zurecht
unbekannte Frühwerk.
Dienstag, 19. Juni 2007