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Kunstberichte

Ist dieser Klimt wirklich ein Klimt?

Oberes Belvedere: Das kommerzielle Frühwerk von Gustav Klimt und die Arbeiten der Künstler-Compagnie
Illustration
- Ist das ein echter Gustav Klimt? – Ja, nämlich sein Porträt Friedrich I. von Zollern (1885).  Foto: Klimtarchiv

Ist das ein echter Gustav Klimt? – Ja, nämlich sein Porträt Friedrich I. von Zollern (1885). Foto: Klimtarchiv

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Die fürstlichen Herrschaften aus den Familien Zollern und Hohenzollern im historistischen Renaissancestil sehen nicht wie Werke Gustav Klimts aus, doch sie sind es – ebenso wie die Kopie der Isabella d’Este nach Tizian im Kunsthistorischen Museum.

Alle drei Gemälde kommen aus Schloss Pelesch in Rumänien und sind Aufträge an die Künstler-Compagnie, deren Mitglied Gustav Klimt von 1881 bis 1892 war. Ein Atelierunternehmen, das sich verkaufen musste: Jung und dynamisch boten die Compagnie-Künstler ihre Arbeit günstig an und versprachen schnelle und unkomplizierte Durchführung von Aufträgen.

Dies überzeugte sogar den damaligen Regenten Carol I. von Rumänien, aber auch das erfolgreiche Architektenteam Fellner & Helmer, die nicht nur an der Wiener Ringstraße beteiligt sind, sondern in Brünn, Reichenberg, Karlsbad und Fijume (Rijeka) Theater errichteten – mit Franz Matsch, Gustav und Ernst Klimt als ausstattenden Malern.

Gemeinschaftsarbeiten

Im Rahmen der permanenten Historismusschau des Oberen Belvedere hat nun Alfred Weidinger – im Zuge der Erstellung eines Gesamtverzeichnisses – drei Räume um das vielfach unbekannte Frühwerk Gustav Klimts gestaltet.

Neben dem Malerfürsten Hans Makart etablierte sich ab 1880 das Künstlertrio. Gefördert wurde es durch seinen Lehrer an der Kunstgewerbeschule, Ferdinand Julius Laufberger. Mit Makart gemeinsam waren sie in der Hermesvilla tätig, ihre Beiträge im Kunsthistorischen Museum beschränken sich nicht nur auf die Zwickelfiguren, auch Sgraffiti im Hof zählten zu den ihnen bekannten Techniken.

Nach dem Tod ihres Lehrers schlossen sie sich zur Künstler-Compagnie zusammen. Burgtheater, Palais Sturany, Zierer und Dumba waren weitere Aufträge. Für das Letztere entstanden die verlorenen Gemälde im impressionistischen Stil Gustav Klimts wie "Schubert am Klavier."

Selbst für Kunstkenner ist die Händescheidung davor schwer. Ernst Klimt, von dem viele Zeichnungen wahrscheinlich im Nachlass seines Bruders untergingen, hat durch seinen frühen Tod das kleinste Werk. Er ist der detailliertest malende, seine Vorbilder sind, neben den Nazarenern, die englischen Präraffaeliten und Anselm Feuerbach.

Franz Matsch hat als erster einen starken Hang zum Symbolismus, und Gustav Klimt selbst zeigt sich in den ersten zwei Jahrzehnten seines Schaffens, neben Annäherungen an die Modemaler Makart und Feuerbach, sehr offen für alle Einflüsse. Unter diesen ist der der Franzosen wesentlich: In seiner Aktstudie von 1880 ist Klimt ganz Théodore Géricault verpflichtet.

Ende der Compagnie

Das Ende des erfolgreichen Unternehmens der Compagnie kam nicht nur durch Ernst Klimts Tod 1892, sondern auch durch die heiß umstrittenen Fakultätsbilder der Universität.

Durch diese Situation und die Ablehnung seiner Professur geriet Gustav Klimt noch einmal in eine depressive Phase, wie nach dem Tod des Förderers und Lehrers. Doch mit der Entdeckung seiner Kunst durch Karl Moll war er nicht nur bald Präsident der Secession, sondern der Liebling einer der Moderne aufgeschlossenen Klientel: Daher ist es völlig richtig, mit dem Bildnis der Sonja Knips (1898) die Zäsur zu ziehen und die Schau hier enden zu lassen.

Gustav Klimt und die Künstler-Compagnie

Kurator: Alfred Weidinger

Oberes Belvedere

Zu sehen bis 2. Oktober

Das vielleicht zurecht

unbekannte Frühwerk.

Dienstag, 19. Juni 2007


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