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05. Mai 2005
11:31 MESZ
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Google

Henzingers Vortrag: The Past, Present and Future of Web Information Retrieval,

Freitag, 6. Mai, 15.00 Uhr, TU Wien, 1040, Gußhausstraße 27-29.  

Foto: APA/Federico Gambarini

Foto: Google
Monika Henzinger, Forschungsdirektorin bei Google und Professorin für Computer­wissenschaften an der Ecole Polytechnique Federale von Lausanne

Was das "Google-Hirn" als Nächstes plant
Forschungsdirektorin Monika Henzinger hat die Algorithmen entwickeln geholfen, die der Suchmaschine Vorsprung verschaffen - Ihr wichtigstes Werkzeug: Intuition

"Die meisten Leute haben eine Frage im Kopf", wenn sie am Computer eine Suchmaschine anwerfen. Dafür, dass sie auch eine Antwort bekommen, sorgt Monika Henzinger. Sie ist seit sechs Jahren Forschungsdirektorin bei dem Unternehmen, dessen Name zum Synonym für Internetsuche geworden ist: Google.

Entwickelt und verbessert die Suchalgorithmen

Die aus Bayern stammende Informatikerin entwickelt und verbessert die Suchalgorithmen, die die Kalifornier zum Spitzenreiter der Branche gemacht haben, und gilt als "Hirn von Google". Wie sie dazu gekommen ist, erklärt sie dem STANDARD in zwei Stufen.

Klar

"Zunächst: Ich schätze klare mathematische Formulierungen, die man genau hinschreiben kann. Und ich finde es gut, wenn sie direkt anwendbar sind." Konkret geht es um Optimierung sehr komplexer Prozesse, die Henzinger an einem einfacheren Prozess veranschaulicht: "Wie kann man Zahlen der Größe nach am effektivsten sortieren? Das wird immer schwerer, je mehr Zahlen. Man erreicht einen Punkt, da muss man intuitiv draufkommen, wie das noch verbessert werden kann." Man kann auch versuchen zu beweisen, dass es nicht noch schneller geht. Aber in der Praxis wird man eher überlegen, wie es unter anderen Randbedingungen doch schneller geht. Diese Praxis herrsche bei Google, und das war die zweite Stufe.

Fischen im Datenmeer

Nach dem Studium in Deutschland ging sie zunächst nach Princeton, promovierte dort und war den Google-Gründern bereits auf der Stanford Uni aufgefallen. Ihre algorithmischen Fähigkeiten konnte sie bald in der Firmenzentrale in Mountain View einsetzen: relevante Informationen aus einem wachsenden Meer von Daten zu fischen - das Kerngeschäft von Google.

Jeder kriegt einen kleinen Teil der Frage

"Das Meiste geschieht ja automatisch", sagt sie, das Herunterladen von Webseiten, das Aufarbeiten zu einer internen Darstellung, die kompletten Listen für jedes Wort, "die füllen mittlerweile mehrere Terabytes, mehrere Milliarden Bytes". Das alles ist mittlerweile fast Routine. Dazugekommen ist eine Ordnung, die die besten Dokumente an den Anfang stellt. Und das möglichst effiziente Durchlaufen aller Listen. "Wir haben tausende von Rechnern. Jeder kriegt einen kleinen Teil der Frage, und wir müssen aufpassen, dass die Last gleich verteilt wird. Sonst entsteht ein Flaschenhals." Load-Balancing ist ebenfalls eine algorithmische Aufgabe, die ihr anvertraut wurde.

"Die meisten Leute haben eine Frage im Kopf", wiederholt Monika Henzinger, "sagen wir: Wo finde ich einen Gebrauchtwagen? Nun müssen sie lernen, dass sie nicht ,finden' in das Suchfenster eingeben sollen, sondern etwa ,Preis'." Die Leute lernen schnell, doch Google will ihnen entgegenkommen. "Wir entwickeln Google-Answers, da kann man Fragen in normalem Englisch eintippen, und unser ,search engine' findet Antworten", automatisiert.

"Das Firmenmotto ,Don't be evil!' wird ernst genommen

Google wird gute Firmenkultur nachgesagt. Ist das mehr als nur gute PR? Henzinger ist davon überzeugt. "Das Firmenmotto ,Don't be evil!' wird ernst genommen, das drückt sich etwa in technischen Details aus. Wenn man zum Beispiel die Google-Toolbar herunterlädt, dann werden zwar Daten dem Unternehmen rückgesendet. Doch es gibt eine Schwelle zum privaten Bereich, etwa E-Banking, da werden Daten eben nicht an Google geschickt."

Job behalten

Henzinger ist mit ihrer Familie vor Kurzem nach Lausanne gezogen, an der École Polytechnique Fédérale hat sie eine Professur für Computerwissenschaften. Den Google-Job hat sie, nicht zuletzt auf Wunsch des Unternehmens, behalten, und zu einem seiner wichtigen Forschungszentren hat sie es nicht weit: In Zürich wurde das European Engineering Center von Google eingerichtet, wo Ingenieure, besonders weibliche, gesucht werden.

Reden

Nächste Herausforderung sind "automated programming interfaces", die ermöglichen, dass die Computer von Google und die der darin werbenden Unternehmen miteinander reden können. Optimiert durch neue Algorithmen.(Michael Freund, DER STANDARD Printausgabe, 04.05 2005)


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