Falls Sie angesichts der diesjährigen
Stifter-Lawine schon bei Nennung des Namens Adalbert
zurückzucken: Das Linzer O.K-Centrum für Gegenwartskunst
drückt dem ganzen zum Abschluss drei ungewöhnliche, sowohl
sehens- als auch hörenswerte Stempel auf.
Blendend
weiß gestrichene Stahlträger spannen sich durch den großen
O.K-Saal im 2. Stock. Stahlträger, auf denen sehr seltsame
Vögel ihre Flügel spreizen: Bücher sind's, gebundene Bücher,
um genau zu sein. In Scharen hocken sie nebeneinander, auch
einzeln, auch im Zweier-, Dreier-, Viererpack. Fliegen im Raum
daneben auf Fotos quer über Orte, Täler, Berge,
Felder.
"Das ist meine Welt und mein Alltagsmaterial" -
sagt der Schweizer Künstler Peter Wüthrich über dieses Projekt
unter dem Motto "Die Wahrheit über meine Freunde". Ihm sind
seine Bücher nämlich nicht nur außergewöhnliche Basis für
formal zwingende bildnerische Umsetzungen, sondern tatsächlich
Freunde. Als Bedeutungsträger, Wissensspeicher, als
kulturelles Gedächtnis.
Parallel dazu gibt es unter dem
Generalthema "Das Rauschen der Worte" zwei weitere Achsen, mit
denen international erfolgreiche oö. Künstler dem Stifterjahr
Schluss-Akzente verleihen.
Da ist zum einen der Linzer
Komponist Sam Auinger, in Berlin lebend und hier in einer
gemeinsamen Arbeit mit Werner Fritsch präsent. "Denken wie der
Wald rauscht" als Weiterführung eines Witiko-Zitats. Ein
schwerer Vorhang ist die Grenze in eine andere Welt. Raum eins
leitet in buddhistischer Struktur hinein in bezwingende
atmosphärische
Dichte.
Konzertabende
Sachte
schwebende Klang-Ebenen transportieren die meditativ sehr
stimmige Spannung. Von Video-Bildsequenzen in farbenfrohe
Landschaften durchkreuzt, von zarten Glockentönen
unterbrochen. Es folgt ein Raum der Sprache, dann ein weiß
blendender, dann einer mit tiefem, pulsierendem Klang, der -
dem Bild-Fluss von schwarz-weiß-Videos folgend - wieder auf
Stifters Rhythmus verweist. Ein gelungenes Triptychon aus
Bild, Klang und Sprache.
Im direkten Stifter-Bezug auch
die Konzertabende (ab 20 Uhr): Heute und Sonntag mit einer
kurios-inspirierten Uraufführung vom Freistädter Komponisten
Bernd Preinfalk und dem Linzer Autor Andreas Jungwirth sowie
am Samstag mit einem Stimmgabel/Metronom-Abend des Linzer
Komponisten Georg Nussbaumer.
Info: http://www.ok-centrum.at/
vom 14.10.2005 |